Stand-up-Podcast: Überblick über die Staffel #01

SetupPunchline Podcast Staffel eins

Im Corona-Frühling 2020 startete Setup/Punchline – „ein Podcast über Stand-up-Comedy“, wie der claim ab Folge eins lautete. Mit 16 Comedians sprach ich über eines ihrer Bits, das heißt, ein thematisches Segment an Witzen. Im Vordergrund steht dabei immer der handwerkliche Aspekt. Stand-up ist allerdings eine Kunstform, bei der die Künstler:innen nahezu unverstellt auf der Bühne stehen oder zumindest eine echte Person simulieren. Darum führt auch die Auseinandersetzung mit Handwerklichem schnell hinab in den Kaninchenbau des Inhaltlichen und Persönlichen. Eine zynische Haltung zu einem bestimmten Thema (Religion, Trennung der Eltern etc.) erklärt sich nur aus dem biografischen Hintergrund.

Es sind nur wenige Episoden und die sind obendrein auch relativ kurz (jeweils 20-25 Minuten). Ich empfehle darum natürlich, sich alle anzuhören. Wer das nicht kann oder mag, findet in diesem kleinen Podcastführer eine Hilfestellung. Ein Klick auf die Folgentitel führt euch zur jeweiligen Folge.

comedienne erika ratcliffe

#01: Erika Ratcliffe und das Oblat-Dingens

Erika Ratcliffe spricht auf der Bühne viel über sogenannte dreckige Themen: Sex, Menstruation oder das Furzen. Ihre Perspektive ist dabei eine ziemlich absurde, gepaart mit einer eiskalten Delivery. In dieser Folge spricht sie über ein Bit über ihre Kindheit und Jugend im stark katholisch geprägten Österreich.

comedian henning wechsler

#02: Henning Wechsler und die Mutter auf Tinder

Henning Wechsler spricht über ein Bit über seine tindernde Mutter. Er erklärt, wie sein Gemütszustand zwischen Hilfsbereitschaft, Freude und Panik hin- und herwechselte und wie er das auf die Bühne bringt. Auch geht es darum, warum das Bit das Publikum am Anfang traurig gemacht hat, und wie Henning mit der Zeit gelernt hat, die Zuschauer:innen wieder aus dem Tal heraus zu führen.

Comedienne Ingrid Wenzel

#03: Ingrid Wenzel und die DJane in der Mausefalle

Im Laufe der Zeit hat Ingrid Wenzel vieles gemacht: Sie hat BWL und Kunstgeschichte studiert, war als Soldatin bei der Bundeswehr und hat sich das Zeichnen beigebracht. Und sie war DJane auf Hochzeiten und Firmenfeiern. In dieser Folge spricht sie über die Erfahrungen als Frau im Schützenfestzelt. Auch geht es darum, Comedy im Alltag erkennen und geschehen lassen zu können. Und Ingrid erkärt, warum sie das DJ-Bit heute überhaupt nicht mehr spielt.

Comedian Jonas Imam

#04: Jonas Imam und das Lisa-Gerrard-Paradigma

Jonas Imam war mal Biologe und arbeitete beim Radio. Heute ist er hauptberuflich Stand-up-Tycoon. In dieser Folge spricht er über kulturelle Aneignung und kulturelle Ignoranz und er tut das anhand des wunderbaren Beispiels Filmmusik. Konkret geht es um die australische Sängerin Lisa Gerrard und den deutschen Filmmusik-Komponisten Hans Zimmer. Die beiden bilden ein eingespieltes Team, wenn es darum geht, pseudo-orientalische Musik für Filme zu schaffen, die in sogenannten orientalischen Ländern spielen.

Comedienne Freddi Gralle

#05: Freddi Gralle und die Würde von Animal Print

Freddi Gralle ist die Tochter eines Pastors und sammelte erste Bühnenerfahrungen als Predigerin. Im Grunde macht sie das ja auch heute noch. In dieser Folge spricht sie über ein Bit über die Würde des Alterns: Ist es ok, mit 40 noch animal print zu tragen, also Kleidung mit Tiermuster? Oder ist animal print gar eine natürliche Begleiterscheinung, wenn man mit seinem Alter hadert? Freddi spricht auch über die besondere Bindung, die Comedians mit ihrem Publikum eingehen.

Comedian Michael Mauder

#06: Michael Mauder und das Paarungsverhalten auf Island

Michael Mauder ist Comedian und Autor aus München. Seinen ersten Auftritt spielte er 2016 und musste dafür noch drei Stunden mit dem Zug nach Stuttgart fahren. Heute wäre das anders und es wäre (ohne Corona) ein Leichtes, in München aufzutreten. Nicht zuletzt wegen Menschen wie Michael hat sich hier eine tragfähige Stand-up-Szene entwickelt. In der Folge spricht er über ein Bit über das Paarungsverhalten der Isländerinnen und Isländer. Er erklärt, was sich seitdem verändert hat, warum er nicht mehr so sehr auf self-deprecation setzt wie noch am Anfang, und warum man als Comedian manchmal einfach ein Dulli mit einem Mikrofon ist.

Comedian Juri von Stavenhagen

#07: Juri von Stavenhagen auf der Kiffer-Demo

Juri von Stavenhagen ist Comedian, Autor und Podcaster und lebt in der Nähe von Köln. Als Comedian hat Juri schon einige auch absurde Shows erlebt. Zum Beispiel einen Stand-up-Auftritt bei einer Demonstration zur Legalisierung von Marihuana am Kölner Heumarkt. Darüber hat er ein Bit geschrieben, das mit Höhen, Tiefen, Stärken und Schwächen gebaut ist. Es endet mit einem nahezu perfekten Witz. Außerdem erklärt Juri, warum das Publikum bei bestimmten Wörtern einfach zumacht und warum erste Auftritte immer mäßig sind. Ausnahmslos.

Comedienne Caroline Clifford

#08: Caroline Clifford und die Keymaster-Quest

Diese Folge ist auf Englisch.

Caroline Clifford stammt aus der Nähe von London und landete nach einigen Jahren als Singer-Songwriterin dann bei der Comedy. Seit 2011 lebt sie in Berlin und wechselt zwischen Stand-up und Impro-Comedy. In dieser Folge spricht Caroline über ein Bit über den Keymaster, das auf einer wahren Geschichte basiert, aber als Stand-up-Bit bis ins Absurde ausgeschmückt wurde. Weil sie einen Firmenschlüssel ihres Arbeitgebers verloren hat, muss sich Caroline im Bit auf die Suche nach einem Ersatz begeben: durch von Fackeln erleuchtete Höhlen, vorbei an Fledermäusen und allerhand buckligen Charakteren.

Comedienne Vanessa Willi

#09: Vanessa Willi und die Kunst des Roastens

Vanessa Willi hat eine besondere Vorliebe für den sogenannten Roast entwickelt. Dabei duellieren und beleidigen sich zwei oder mehrere Comedians abwechselnd mit Worten beziehungsweise Witzen. Und hinterher kürt eine Jury oder das Publikum den Sieger oder die Siegerin. Eine Faustregel lautet: Je brachialer, je geschmackloser, je unpassender die Hitler-Vergleiche – desto besser, natürlich. Wer nun den Kopf schüttelt ob des Untergangs der abendländischen Kultur, liegt aber falsch. Denn es geht beim Roasten nicht ums Beleidigen als Selbstzweck.

Comedian Jakob Schreier

#10: Jakob Schreier beim Open Mic in den USA

Jakob Schreier ist Autor für TV, Kabarett und Comedy. Er ist Co-Schöpfer der Serie Fett und fett und schrieb und schreibt für Homies oder die heute-show. Bei zwei USA-Aufenthalten tingelte er jeweils mehrere Wochen durch Open-Mics in New York und Los Angeles. In Los Angeles entstand auch das Bit, über das Jakob in dieser Folge spricht: Jakobs Leben war damals, wie er sagt, das eines Studierenden aus Deutschland: Wohngemeinschaft, Berlin, immer zu spät Kommen etc. Das Problem: Die Lebenswelt von Studierenden ist in den USA natürlich eine ganz andere. Es gibt keinen gemeinsamen Referenzrahmen. Was tut man als Comedian in so einem Fall?

Comedienne Maja Stinnen

#11: Maja Stinnen und der Wöchel-Komplex

Maja Stinnen hat früher mit behinderten Menschen gearbeitet, worüber sie unter anderem auch auf der Bühne spricht. Sie macht allerdings keine Witze über Behinderte, sondern über das System, in dem diese in Deutschland leben und arbeiten. In dieser Folge spricht Maja über ein Bit über Feminismus, #metoo, body shaming und weibliche Machtstrukturen. Das klingt erst mal nach harter Kost, allerdings schafft es Maja, sich hindurchzumanövrieren, vorbei an allen Extrempositionen, und findet ihre ganz eigene Haltung zum Thema.

Comedian Alex Upatov

#12: Alex Upatov und die Einstiegslesbe

Alex Upatov ist Comedian, Autor und Veranstalter seiner eigenen Show Mastul Comedy in Berlin. Er ist auch Chefautor für das Ultimate Roast Battle. In dieser Folge spricht Alex über ein Bit über sich als Einstiegslesbe: Was macht das mit einem Mann, wenn er erfährt, dass die Ex-Freundin nach der Beziehung lesbisch „wurde“? Und was macht das mit einem, wenn es sogar zweimal passiert? Und wie lässt sich das auf der Bühne verarbeiten, dass es nicht breitbeinig daherkommt, sondern mit einem subtilen emotionalen Unterton?

Comedienne Ana Lucia Cruz Saco Lesevic

#13: Ana Lucía und die kriminelle Tante

Ana Lucía Cruz Saco Lesevic studiert in München und hat vor ungefähr anderthalb Jahren mit Stand-up-Comedy angefangen. Das klingt nach einer kurzen Zeit, hat aber trotzdem für Dutzende Auftritte gereicht und für den Entschluss, immer mit der Kunstform Stand-up weiterzumachen. In dieser Folge spricht Ana Lucía über ein Bit darüber, wie sich ihre alte Tante aus Peru in der Hauptstadt Lima gegen einen Taschendieb wehrt. Sie erzählt von Comedyshows in Lima und von der Lust am Geschichtenerzählen.

Comedian Josef Jöchl

#14: Josef Jöchl und die Flugscham

Josef Jöchl bringt seine Lebenswirklichkeit auf die Bühne, die er im Podcast präzise umreißt: 33 Prozent Hipster oder Bobo, dazu noch Schlurf, außerdem supergay, ohne Camp oder grell zu sein. In dieser Folge spricht er über ein Bit über Flugscham und Städtereisen und alles, was dazu gehört: Rumstehen auf dem Fahrradweg, Karikaturen von schlechten Straßenzeichnern und regalmeterweise Lonely Planets. Er geht der Frage nach, warum man auf der Suche nach Individualität doch immer nur bei den gleichen generischen Erfahrungen herauskommt.

Comedienne Gauri

#15: Gauri und merkwürdige Bindungsängste

This episode is in English.

Gauri is working as an architect and performing stand-up comedy in the evenings. She has a very joke-driven and personal approach and tends towards darker and dirtier topics. In this episode Gauri talks about her way into stand-up and that strange feeling: when you know there is a joke there that has worked before. But as a comedian you haven’t yet figured out how to perform it in such a manner that it yields laughter every time.

Comedian Sebastian Ulrich

#16: Sebastian Ulrich und der unnütze Held

Sebastian Ulrich spricht über ein Bit über den Song Hero von Enrique Iglesias. Beziehungsweise ist seine Weise zu schreiben und zu performen mit dem Begriff „Bit“ eigentlich nur unzureichend beschrieben. Man könnte sagen: Sebastian macht Jokes auf der Bühne und manchmal hängen diese auch zusammen. Die große Frage: Kann das Publikum zu einem Stand-up-Set, das absurd und inkohärent ist, überhaupt eine Beziehung aufbauen? Und wie geht das?