Terry Jones / Felix Lobrecht und #Affengate / Gary Gulman

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Lydies ’n Giddlemen.

„I have in this box: 23 white mice.“ So beginnt (nach etwas Gedöns eines irren Ansagers) der etwa 100 Sekunden dauernde Sketch The Musical Mice. Als sechs oder sieben Jahre altes Kind war das meine erste bewusste Begegnung mit einer Gruppe namens Monty Python. Der Künstler Ken Ewing spielt in dem Spot auf einem Mäuse-Xylophon. Das heißt: Die Klangstäbe sind weiße Mäuse. Und auf die drischt Ewing dann mit zwei großen Holzhammern ein.

Ein verrückter tierquälender Musiker, der mit Gewalt vom Tierquälen abgehalten werden muss: Schon als Kind war mir klar, dass das kein Witz auf Kosten der Mäuse ist, sondern dass hier mehr passiert. Das ist schönster britischer Irrsinn, den man mögen muss. Ich mag ihn und bin so glücklicherweise Terry Jones in alle Ewigkeit verbunden. Der spielte den verrückten Musiker Ewing und starb vergangene Woche im Alter von 77 Jahren. Jones schrieb viele der Sketche und führte etwa Regie bei Life of Brian und The Meaning of Life.

Würde der Mäuse-Sketch heute noch funktionieren? Wo sich alle ständig über alles aufregen? Wer weiß. Aber es war früher ja nicht anders. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie mich damals irgendeine erwachsene Autoritätsperson zurechtwies, „so ein Blödsinn“ sagte und umschaltete. Damals habe ich gelernt: Umgang mit Humor ist knifflig. Und manchmal so einfach. Danke dafür, Terry Jones.

Neu bei Setup/Punchline

Vor kurzem geriet auch Felix Lobrecht mal in einen kleinen Shitstorm, weil er einigen Medienberichten zufolge Witze „über“ die an Silvester getöteten Affen aus dem Krefelder Zoo machte. So etwas kennt man eigentlich nur von den typischen Provokateuren der Comedy. Drum war ich sanft überrascht. Zählt nun also auch Lobrecht dazu? Als ich mir das Bit über die Affen angesehen habe, kam ich zu dem Schluss: nein, glücklicherweise nicht. Welche Lehren sich aus #Affengate (Bezeichnung von mir) ziehen lassen, habe ich hier aufgeschrieben.

Der in Berlin lebende Comedian Vidura Rajapaksa hat eine Doku über die englischsprachige Berliner Open-Mic-Szene gedreht. Der Film Open Mic Days wird wohl eher nicht in den Öffentlich-Rechtlichen laufen, auch nicht im Nachtprogramm. Dazu ist er zu nischig und nerdig. Aber er ist ein ungemein respektvolles Zeitdokument, in dem sich zahlreiche Stand-up-Weisheiten verbergen. Hier geht es zu meiner Rezension. (Da es ja um die englische Szene geht, habe ich den Artikel hier auch übersetzt.)

Comedy-News

  • Die Berliner Comedians Felix Lobrecht, Kinan Al, Daniel Wolfson und Kawus Kalantar haben den Youtube-Kanal Stand-up 44 gegründet. Dort sollen alle selbst produzierten Videos der Vier hochgeladen werden, wie Lobrecht auf Twitter schreibt.
  • Dieser Artikel über den Nihilismus der Comedy aus der Spex hat in den vergangenen Tagen seine Kreise unter Comedians gezogen. Am Beispiel von Ricky Gervais, Dieter Nuhr und Dave Chapelle führt der Autor aus, wie Comedy nicht mehr haften, aber die Deutungsmacht behalten will. Sehr interessante Gedanken, allerdings auch vermengt mit etwas kruden Aussagen über Stand-up als Kunstform. Zum Beispiel: Die Welt der Komik sei aufgrund der Struktur Setup-Punchline eine binäre. Von daher leuchte es ein, dass manche Comedians ein Problem mit Bisexualität und Transgender haben. That’s quite a stretch.

Lese-Tipp: Gary Gulman’s tips for comedians

Der US-amerikanische Comedian Gary Gulman (manchen vielleicht bekannt aus The Joker) hat 2019 jeden Tag des Jahres Tipps für angehende und fortgeschrittene Stand-up-Comedians getwittert. Das indische Portal Deadant hat alle 365 Tweets und mehr auf einer Webseite gesichert. Auch für geneigte Zuschauerïnnen interessant.

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