Rosie Jones / Lieblingsmomente aus „Heroes“ / Fleabag

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Greta-Witz incoming.

Ein ganzes Land diskutiert mal wieder über einen vermeintlich unsäglichen Witz, der vermeintlich auf Kosten von Greta Thunberg gemacht wurde. Bei diesem Land handelt es sich aber nur vermeintlich um Deutschland. Stattdessen gab es die Aufregung Anfang des Jahres in Großbritannien. Comedienne Rosie Jones hatte bei einer TV-Show gesagt: „Greta’s amazing and what she’s doing is brilliant. But don’t do it now. She needs to live a little, she’s only 16. She should be doing two things – drinking Lambrini and getting fingered.“

Große Aufregung bei den Briten, Programmbeschwerden, wütende Tweets, Showgäste, die sich distanzieren. Die spinnen, die Briten –  würde ich sagen, wäre mir das alles nicht irgendwie vertraut. Natürlich lachen wir über das, was wir kennen. Aber man könnte sich durchaus öfter hinterfragen: Sind Witze – rassistische/homophobe/sexistische etc. ausgenommen – wirklich off limits, nur weil sie meinen Geschmack nicht treffen?

Als ich von Rosie Jones las, hatte ich mich noch gar nicht entschieden, ob ich das lustig finden soll oder nicht, da hatte ich spontan schon laut losgelacht. Sorry. Man bekommt einfach Gedanken eingepflanzt, die man vielleicht gar nicht haben will, lacht dann, weil man eben lacht, und ist sich gar nicht über die Konsequenzen im Klaren. Das schafft Stand-up-Comedy.

Neu bei Setup/Punchline

Ich mag die Comedy-Serie Heroes – Aus dem Leben von Comedians, die es in der ZDF-Mediathek zu sehen gibt. Meine Rezension gibt es bei der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Für S/P habe ich meine fünf Lieblingsmomente aus der Serie zusammengefasst. In den wenigen, obendrein kurzen Folgen steckt ein großes Spektrum der Aspekte und Themen, die Stand-up meiner Meinung nach ausmachen.

Außerdem habe ich mir Gedanken gemacht, warum ich eigentlich so gerne Stand-up-Comedy schaue. Weil ich gerne lache und lustig drauf bin, klar. Aber da ist noch mehr. Und das hat damit zu tun, dass gute Comedy nicht nur aus guten, knackigen Punchlines besteht, sondern aus unerwarteten und unlustigen(!) Gedanken.

Comedy-News

  • Fleabag hat den Golden Globe in der Kategorie „Beste Comedy-Serie“ bekommen. Sehr zurecht, wie ich finde. Die Serie von Phoebe Waller-Bridge gehört mit zum Absurdesten, was ich seit langem gesehen habe. Hier eine Liste aller Gewinner. (Auf Ricky Gervais‘ Rede gehe ich vielleicht an anderer Stelle noch ein. Viel zu viel Aufhebens darum. In Bayern sagt man: Mutig ist was anderes.)
  • Porträts über Comedian Felix Lobrecht werden allmählich zu einer eigenen Kunstform. Aktuell findet sich wieder eines in der Süddeutschen Zeitung (€). Es ist differenzierter als etwa das in der FAZ, wird dann stellenweise aber arg apodiktisch. Der Vorwurf, Lobrecht mache gern menschenfeindliche Minderheiten-Witze, die gar nicht gingen, hätte als Beleg ein paar Beispiele vertragen. So ist eine Auseinandersetzung natürlich schwierig.
  • Nach Hamburg, Berlin, Stuttgart und Düsseldorf setzt der Quatsch Comedy Club sein Konzept nun auch in München fort. Ich bin gespannt, was für Auswirkungen das auf die Münchner Stand-up-Szene haben wird, vermute aber mal vorsichtig: vorerst keine arg großen. Die Süddeutsche Zeitung hat ein Interview mit QCC-Gründer Thomas Herrmanns. Lustig dabei: Der Journalist hat offenbar nicht mitbekommen, dass es in der Stadt schon eine rege Stand-up-Szene gibt ¯\_(ツ)_/¯
  • Dave Chapelle hat den Mark-Twain-Preis gewonnen, eine wichtige Auszeichnung für Comedy in den USA. Bei seiner Rede erklärt er in wenigen Minuten besser, was Stand-up ausmacht, als ich das je könnte.

Hör-Tipp: Knowing Robin Williams

Robin Williams war ein herausragender, vielfältiger Künstler. Sitcom- und Film-Schauspieler in grandiosen Meisterwerken wie Jumanji (yes) oder Good Will Hunting. Und eben auch: Stand-up-Comedian, und zwar einer der größten seiner Zeit. NY-Times-Journalist Dave Itzkoff zeichnet Williams‘ Leben in Audioform nach. >>> Hier geht es zum Podcast

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