Alle Artikel mit dem Schlagwort: Phoebe Waller-Bridge

Der Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: News über Stand-up, Comedy und Kabarett

Serdar Somuncu / Meg Stalter / The Structure of Stand-up

Nicht gewaschen ist der Pimmel. Alles alles stinkt zum Himmel. Kein Comedian, kein Youtube-Clip, kein Witz hat mich in jüngster Zeit so zum Lachen gebracht wie dieser kleine Reim. Er stammt von Rammstein-Sänger Till Lindemann und steht, das ist kein Witz, genau so in einem Lindemann-Gedichtband, der vergangene Woche erschienen ist. Das Lustige daran ist, dass Dichter, Herausgeber und Verleger, immerhin erwachsene Männer, das nicht etwa ironisch sehen (ein ironischer Pimmelwitz wäre 2020 eh auch fad), sondern offenbar für große Kunst halten. Dabei könnte man es bewenden lassen, enthielte der Band nicht auch ein Gedicht (?) über die Vergewaltigung einer sedierten Person. Viele fanden das ekelhaft, auch ich. Der Verleger verstand die Aufregung nicht. Andere sahen die Kunstfreiheit bedroht. Muss man ja noch dichten dürfen! Und auf Twitter verwies jemand darauf, dass ja auch Goethe schon unpassende und sexistische Lyrik abgeliefert hatte. Nun sind Widerspruch, Empörung oder Kritik an einer Sache nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch, diese Sache auch zu verbieten. Man kann heute viel mehr sagen als jemals zuvor. Ob man es zwingend muss, …

Der Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: News über Stand-up, Comedy und Kabarett

Kunst mich mal / Phoebe Waller-Bridge / Lachen zahlen

Kunst, aber doch nicht so. Der Schriftsteller Christoph Ransmayr hat an der Frankfurter Goethe-Universität eine Poetik-Vorlesung gehalten. Sowas kommt vor. Auf jeden Fall hat Ransmayr dabei auch ausgeteilt gegen junge Menschen, die „am Futtertrog von Stipendien“ ihre ersten Romane verfassten. So gehe das aber nicht. Große Literatur sei nämlich kindhaft und unbedarft, entstehe aus „Leidenschaft und Berufung“. Es ist ein altes Argumentationsmuster, dem Ransmayr da folgt: Die wirklich große Kunst fällt offenbar vom Himmel. Sie lässt sich nicht lehren, schon gar nicht mit Stipendien fördern. Als könnte jemand quasi keine Literatur produzieren, sobald er ein Schreibseminar bereten hat. Neu ist in dem Zusammenhang nur, dass man das Argument zur Abwechslung mal hört, wenn es um Literatur geht. Und nicht um Comedy. Bei der ist man in Deutschland ja oft besonders misstrauisch. Schade ist das natürlich. Aber andererseits: Wäre es nicht auch wieder verdächtig, wenn die Alteingesessenen Respekt vor den Jungen hätten? Fänden die Alten das Neue gut, wäre das Neue dann überhaupt neu? Oder nicht per Definition schon wieder alt? Also: Lieber ungeliebt und dafür …

Der Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: News über Stand-up, Comedy und Kabarett

Rosie Jones / Lieblingsmomente aus „Heroes“ / Fleabag

Greta-Witz incoming. Ein ganzes Land diskutiert mal wieder über einen vermeintlich unsäglichen Witz, der vermeintlich auf Kosten von Greta Thunberg gemacht wurde. Bei diesem Land handelt es sich aber nur vermeintlich um Deutschland. Stattdessen gab es die Aufregung Anfang des Jahres in Großbritannien. Comedienne Rosie Jones hatte bei einer TV-Show gesagt: „Greta’s amazing and what she’s doing is brilliant. But don’t do it now. She needs to live a little, she’s only 16. She should be doing two things – drinking Lambrini and getting fingered.“ Große Aufregung bei den Briten, Programmbeschwerden, wütende Tweets, Showgäste, die sich distanzieren. Die spinnen, die Briten –  würde ich sagen, wäre mir das alles nicht irgendwie vertraut. Natürlich lachen wir über das, was wir kennen. Aber man könnte sich durchaus öfter hinterfragen: Sind Witze – rassistische/homophobe/sexistische etc. ausgenommen – wirklich off limits, nur weil sie meinen Geschmack nicht treffen? Als ich von Rosie Jones las, hatte ich mich noch gar nicht entschieden, ob ich das lustig finden soll oder nicht, da hatte ich spontan schon laut losgelacht. Sorry. Man bekommt …