Kunst mich mal / Phoebe Waller-Bridge / Lachen zahlen

Der Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: News über Stand-up, Comedy und Kabarett
Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: #Omagate, Eddie Murphy, PCCC*, politisch korrekte Comedy

Kunst, aber doch nicht so.

Der Schriftsteller Christoph Ransmayr hat an der Frankfurter Goethe-Universität eine Poetik-Vorlesung gehalten. Sowas kommt vor. Auf jeden Fall hat Ransmayr dabei auch ausgeteilt gegen junge Menschen, die „am Futtertrog von Stipendien“ ihre ersten Romane verfassten. So gehe das aber nicht. Große Literatur sei nämlich kindhaft und unbedarft, entstehe aus „Leidenschaft und Berufung“.

Es ist ein altes Argumentationsmuster, dem Ransmayr da folgt: Die wirklich große Kunst fällt offenbar vom Himmel. Sie lässt sich nicht lehren, schon gar nicht mit Stipendien fördern. Als könnte jemand quasi keine Literatur produzieren, sobald er ein Schreibseminar bereten hat. Neu ist in dem Zusammenhang nur, dass man das Argument zur Abwechslung mal hört, wenn es um Literatur geht. Und nicht um Comedy. Bei der ist man in Deutschland ja oft besonders misstrauisch.

Schade ist das natürlich. Aber andererseits: Wäre es nicht auch wieder verdächtig, wenn die Alteingesessenen Respekt vor den Jungen hätten? Fänden die Alten das Neue gut, wäre das Neue dann überhaupt neu? Oder nicht per Definition schon wieder alt? Also: Lieber ungeliebt und dafür im Wissen, dass man die Zukunft noch vor sich hat.

Neu bei Setup/Punchline

Vor kurzem habe ich Fleabag gesehen, also nicht die preisgekrönte Serie von Phoebe Waller-Bridge, sondern das der Serie zugrunde liegende Bühnenstück. Sieht aus wie Stand-up, klingt in weiten Teilen wie Stand-up. Ist aber in Wahrheit eigentlich eine antike griechische Tragödie. So sieht’s aus. Kommt mit mir auf Streifzug zwischen den Genres!

Neu ist die Rubrik „Bücher über Comedy“, heute samt erstem Eintrag: einer kleinen Rezension über Humour. A Very Short Introduction. Was denn nun Humor ist, bleibt ungeklärt. Aber dem Buch geht es ohnehin um etwas anderes.

Netflix stärkt seine Position als Anbieter von Stand-up-Comedy. Zu den unzähligen Specials auf dem Portal kommt nun ein eigenes Stand-up-Festival in Los Angeles. Das „Netflix is a Joke Fest“ zeigt aber auch, wie stark die Konkurrenz unter den Streamingdiensten ist.

Die Stand-up-Szene in München bekommt ständig neue Shows, aber keine Lösung für das leidliche Problem mit der Show-Begrenzung. Im ständig aktualisierten Artikel trage ich alle Infos zusammen. Meldet euch nach wie vor gerne mit euren Hinweisen!

Comedy-News

  • Strg_F, ein Reportageformat des NDR im jungen funk-Netzwerk des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland (puh) hat gezeigt, wie das Komikerduo Joko und Klaas teilweise lustige (und gefährliche) Situationen in seinen Clips nur gestellt hat. Das ist nicht ok, findet etwa Stefan Niggemeier bei Übermedien (€), denn der Humor liegt auch in der Rezeption durch die Zuschauer: „[E]s mindert den Unterhaltungswert solcher Aktionen erheblich, wenn man im Zweifel davon ausgehen muss, dass alles doch nur gescripted ist.“ Niggemeier sieht das „Ende von Joko & Klaas als ehrliche Unterhalter“. Der Spiegel findet die spätere Entschuldigung von Klaas „souverän“.
  • Manchester hat sich als das Zentrum von experimenteller Comedy im Vereinten Königreich etabliert. „We’re lucky to be in a city where there is this appetite for alternative stuff“, sagt ein Comedian in diesem Guardian-Artikel.

Lese-Tipp: Billige Witze

Das Teatreneu in Barcelona hat mit einem besonderen Bezahlkonzept experimentiert

Zwar schon etwas älter erzählt dieser Artikel die Geschichte eines interessanten Experiments: Ein Comedy-Theater in Barcelona verlangte von den Besuchern Geld – pro Lacher. Das Projekt funktionierte gut, versandete dann aber. Vielleicht war’s nur als Werbung gedacht, dann aber mit merkwürdig großem Aufwand für so eine eine chronisch klamme Branche.

>>> Hier geht es zum Newsletter-Archiv.