Sadness.
Kurze organisatorische Durchsage: Setup/Punchline macht Urlaub. Darum erscheint in zwei Wochen kein Newsletter. Der Podcast läuft ganz normal weiter, auch ein Interview wird’s mal geben. Ihr werdet nur nicht per Mail draufgestoßen. Keine Angst, ich komme wieder. Die nächste Ausgabe erreicht euch am Donnerstag, den 13. August.
Die Stand-up-Szene in Deutschland dagegen, wie sieht es mit der aus? Kommt die zurück? Natürlich gibts wieder vereinzelt Shows, aber das auch nur, bis vielleicht die nächste Infektionswelle kommt. Ich rede viel mit Veranstalter:innen von Stadt und Land. Manche sind verunsichert, manche wollen sich als Künstler nicht vom Staat abhängig machen. Und alle zusammen sind sie ratlos.
Drei Viertel aller Comedy-Clubs im Vereinten Königreich müssen in den kommenden zwölf Monaten vielleicht schließen, zeigt eine Umfrage. Stand-up findet in Deutschland ja grötenteils in Bars und Kneipen statt. „Richtige“ Comedy-Clubs gibt es in Deutschland bislang kaum. (Mir fallen spontan nur das Comedy Café in Berlin ein oder die Filialen des Quatsch Comedy Clubs.) Soll man sich also darüber freuen, dass hierzulande kaum etwas kaputt gehen kann, weil es nichts gibt? Auch schwierig. Gerade weil die Szene so kleinteilig und dezentral ist, denken Politiker:innen, die eh schon zuletzt an Kultur denken, zuallerletzt an Stand-up.
Netflix hat in UK einen Hilfefonds für Comedians aufgelegt, in Höhe von einer halben Million Pfund. Das ist gut, das ist etwas. Aber es ist schade, wenn der Fortbestand einer Kunstform von zufälligen Gaben abhängig ist. Comedy-Clubs und -Shows sind die Keimzelle von Comedy. Die allermeisten Autor:innen haben mal auf einer schrammeligen Bühne angefangen. Sie gilt es zu unterstützen, gezielt, durchdacht, aus öffentlicher Hand. Es wäre ein Zeichen: Ja, auch Comedy ist Teil unserer Kultur und nicht der peinliche Onkel beim Familientreffen.
Neu bei Setup/Punchline
Der Podcast geht auf seine Zielgerade, schrieb ich beim letzten Mal. Und zwei Wochen später ist er noch und nöcher auf der Zielgeraden als vorher. Bis Anfang August gibt’s noch jede Woche eine neue Episode. Die aktuellen Folgen bilden fast das komplette Spektrum der deutschen Stand-up-Landschaft ab: der Berliner Comedian, Autor und Comedy-Samurai Alex Upatov und die Münchner Comedienne Ana Lucía Cruz Saco Lesevic. Außerdem: Die Münchner Comedians Robert Sladeczek und Albert Bozesan haben eine Audio-Comedyserie für das Portal FYEO entwickelt. Hier gibt’s mehr zu den Hintergründen. |
Comedy-News
- Vulture beleuchtet die Umbrüche bei Comedy Central näher, das jetzt unter anderem John Mulaney und seinen Sack Lunch Bunch von Netflix abgeworben hat. In a nutshell: „They want to transform Comedy Central from a linear-focused cable network to a multi-platform content machine, one with programming targeted at the hard-to-reach demographic of viewers under the age of 25“
- Der Hollywood Reporter hat Ricky Gervais, Dan Levy (Schitt’s Creek), Kenan Thompson (von Saturday Night Live) und Kumail Nanjiani (Silicon Valley) zum Gespräch versammelt. Schön zu lesen, wie Nanjiani Gervais einfach nicht aus der Verantwortung entlassen will. In der schriftlichen Version bricht das Gespräch hier leider ab. Die Langversion soll es irgendwann auf Youtube geben.
- Hannibal Buress hat sein neues Special Miami Nights auf Youtube veröffentlicht. Der Guardian hält es nicht für Buress‘ bestes Special, findet aber die Videospielereien interessant. Jason Zinoman denkt in der NY Times über den Trend hin zum selbstproduzierten und kostenlos veröffentlichten Special nach.
- Neue Comedy-Podcasts: US-Comedian Nate Bargatze macht jetzt einen namens Nateland. Ganz interessant, bleibt aber hinter dem zurück, was die deutsche Comedy-, äh, -Avantgarde so zu bieten hat: Hinter Duden Comedy stecken die Comedy-Dude(n)s Sebastian Ulrich und Hans Thalhammer. Sie küren zu jedem Substantiv im Duden (mit Ausnahmen) den besten Witz.
- Für Juni 2020 war der 19. Comic-Salon in Erlangen geplant. Wegen Corona wurde er ins Internet verlegt. Autor Stefan Mesch führt auf seinem Blog durch die Veranstaltungen und Panels.
- Viele deutsche Humorschaffende sind beim Musiksender Viva in die Lehre gegangen. In der Süddeutschen Zeitung gibt’s ein Interview mit dem früheren Senderchef Dieter Gorny, der sagt: „Wenn man Popkultur realistisch und kompetent abbilden will, dann ist man automatisch divers.“
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