Wer weiß, wie lange das mit dieser Pandemie noch dauert. Aber auf all den Webseiten, die ich für die kleine Presseschau unten immer so durchforste, tauchen in letzter Zeit auch gerne mal merkwürdige kleine Meldungen auf. Beim Stand-up-Newsportal Beyond the Joke steht zum Beispiel, welche Comedians im kommenden Jahr bei verschiedenen Comedyfestivals in UK auftreten werden. Huh? Kultur in Festivalform? Ja, das könnte es wieder geben! Und natürlich gibt es (Geschäfts-)Leute, die über sowas heute schon nachdenken.
Bleibt nur zu hoffen, dass auch den Comedians eine Etage tiefer nicht die Lust vergeht. In Deutschland gibt es kaum große Festivals, es gibt weniger Comedy-Infrastruktur, wenig Organisation. Das ist es ja gerade, was die Stand-up-Szene in Deutschland so quirlig und spannend macht. Aber genau das ist es auch, was nur sehr langsam nachwächst, wenn ein Virus verbrannte Erde hinterlässt.
Kleine Künstler:innen haben es schwer genug, darum hat der US-amerikanische Comedian Zack Broussard eine Petition gestartet: Nicht Banker, nicht Uberfahrer sollen zuerst gegen Covid geimpft werden. Viel wichtiger wäre es, Comedians zu impfen. Nicht, weil die Gesellschaft sie braucht und sie systemrelevant sind. Sondern weil sie Superspreader sind. Das ganze irre wie liebevolle Manifest von Broussard findet sich hier und kann unterzeichnet werden.
Bei Setup/Punchline
Bitteschön: zwei neue Podcastfolgen mit Mathias Haze und Filiz Tasdan. Haze hat zu viele Chicken-Nuggets gegessen und Tasdan fragt sich, warum eigentlich heute alles einen spirituellen Überbau bekommt. Außerdem: Eine kleine Rezension zu Hype, dem aktuellen Special von Stand-up-Comedian Felix Lobrecht. |
Comedy-News
- Nachdem zuletzt Netflix in den USA die Dave Chappelle Show nicht mehr zeigt, ist nun auch Streamingdienst HBO Max nachgezogen. Chappelle hatte HBO vor kurzem direkt angegriffen, weil er für die Show keine Tantiemen bekommt. Netflix nutzte diese Vorlage, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen, sofort und kompromisslos aus. HBO Max windet sich ein bisschen, reagiert viel zu spät und kommt nicht ohne etwas unsouveränes Nachtreten aus. Oh boy.
- Der Chef der Comedysparte bei der britischen BBC hat gesagt, die Methoden, neue Comedytalente zu akquirieren seien nicht mehr zeitgemäß. Man müsse besser darin werden, Talente auch auf Plattformen wie TikTok zu erkennen.
- Die Stand-up-Journalistin Katie Mears hat einen Videoessay über den US-Comedian Rodney Dangerfield veröffentlicht. Gewohnt kundig und empfehlenswert.
- Der Gagautor Lukas Illig (u. a. Walulis) gibt in der Süddeutschen Zeitung Einblick in seine Arbeit.
- Wie Stand-up uns neue Perspektiven eröffnet: Der Guardian hat einen interessanten Artikel über Stand-up-Comedians, die auch als Stripperinnen gearbeitet oder Geld als Sexarbeiterinnen verdient haben.
- Netter kleiner Clip, wie Comedian Mark Normand in einem Podcast an einem Joke feilt und diesen dann mit mäßigem Erfolg auf der Bühne ausprobiert. Es ist halt wirklich nicht so einfach, auch für die bekannten Guten.
Schau-Tipp: Scovel vs. Traditional Stand-up
Rory Scovel ist ein US-amerikanischer Stand-up-Comedian, der gerne experimentiert. Zum Beispiel verschwand er einmal bei einer Show mit Funkmikro und sprach aus dem Off. Und einmal stellte er sich auf die Armlehnen eines Zuschauers. Auf Reddit hat ein User Clips von Scovels Ideen zusammengetragen. (Foto: CleftClips / via cc by 2.0)
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