Ist das nur Komik? Oder ist es vielleicht sogar schon Literatur? Das fragte ein Interviewer einmal Vicco von Bülow, a.k.a. Loriot, und die Frage zeigt eine für Deutschland typische Ambivalenz: Man schmückt sich gern mit dem Humoristen und seinen Werken. Mit dem Gedanken allerdings, dass da einer mit professioneller Herangehensweise scheinbar lockere Komik produziert, tut man sich schwer. Womöglich war das auch der Grund, warum Loriot trotz seiner Berühtmheit bisher auch von den Geisteswissenschaften nur am Rande behandelt wurde.
Dabei muss sich beides gar nicht ausschließen: Etwas kann lustig sein und trotzdem ideenreich und künstlerisch durchgearbeitet. Ein im Frühjahr 2021 erschienener Text+Kritik-Band über Loriot zeigt das eindrucksvoll. Und er stellt ihn, ganz nebenbei, auf eine Stufe mit großen (zumeist ernsten) anerkannten Künstler:innen. Immerhin widmet sich die Reihe seit den 1960er Jahren wichtigen deutschen Schriftsteller:innen.
Der Band über Loriot versammelt nun Aufsätze aus den Literatur- und Medienwissenschaften, von Linguist:innen und Historiker:innen und beleuchtet verschiedene Aspekte von Loriots Schaffen: seine Modernisierungskritik, seine „Komische Oper“, seine Stellung in der Nachkriegsgesellschaft oder auch, welche Rolle Hunde in seinem Werk spielen. Herausgegeben wurde er von Claudia Hillebrandt (rechts) und Anna Bers (links), zwei Germanistinnen von den Universitäten Jena und Göttingen.
Sie berichten von ihren eigenen Beiträgen im Band und ferner von ihren Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit dem Künstler Loriot, den man heute gerne vorschnell als altbacken einordnet, der sich bei näherer Betrachtung aber als sehr vielschichtig erweist.
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Links zur Folge
Link zum Loriot-Band bei edition Text+Kritik
Seite von Claudia Hillebrandt bei der Universität Jena
Seite von Anna Bers bei der Universität Göttingen
Sketch „Die Nudel“ (auf Facebook)
Über den Podcast
Wer nur über Comedy Bescheid weiß, weiß auch davon nichts. Deshalb unternehmen wir in den „Gesprächen über Comedy“ kleine Ausflüge: Wir nehmen Stand-up-Comedy als Ausgangspunkt und besuchen die angrenzenden Regionen. Auf diese Weise (und durch Vergleichen, Analysieren, Kritisieren, Hinterfragen und Genießen) hoffen wir, verschiedene komische Phänomene zu beleuchten und Konstanten zu erkennen, die unser Entertainment, unsere Popkultur und unsere alltäglichen Unterhaltungen prägen. Hier geht es zu den restlichen Episoden.
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