Wie aus einem Clip auf Instagram eine Las-Vegas-Revue werden soll

Comedian Thomas Schwieger als Lasse Anspannung
Comedian Thomas Schwieger als Lasse Anspannung
Der Hamburger Comedian Thomas Schwieger als Lasse Ånspannung (Foto: Christine Körte)

Nur noch acht freie Plätze im Anti-Stress-Coaching! Jetzt schnell anmelden! Im Herbst 2020 sind es das Staunen über solche widersinnigen Annoncen und die coronainduzierte Langeweile, die Thomas Schwieger dazu veranlassen, sich die Figur Lasse Ånspannung auszudenken und Videosketche und Spruchkacheln auf Instagram zu posten. Anderthalb Jahre später möchte Schwieger das Projekt nun auf eine neue Ebene hieven: Per Crowdfunding sammelt er Geld, um, was als Zehnsekünder im Netz begann, zu einer großen Revueshow umzuformen.

Schwieger, Stand-up-Comedian aus Hamburg, beschreibt seinen anfänglichen Gedanken im Gespräch so: „Ein naiver, tollpatschiger Typ, der alles positiv sieht, vor allem in so einer blöden Zeit, das wär doch eine lustige Figur.“ Den Namen liefert ihm ein Satz, der in einem Einschlafhörspiel fällt: Lasse Anspannung und Stress von dir abfallen. Und weil alles, was entfernt skandinavisch klingt, in Deutschland als hip, modern, aber auch heimelig durchgeht, bekommt die Figur noch den Buchstaben Å spendiert: Lasse Ånspannung ist geboren.

Als Lasse im giftgrünen Wollpullover und in Leopardenleggins umarmt Schwieger Bäume, stellt Yogafiguren nach, lässt eine Klangschale tönen und gibt den Zuschauern Empfehlungen für die Seelenhygiene, etwa anstatt „Nebel“ doch „Jabel“ zu sagen, weil das doch sonst zu negativ sei; oder er lässt kryptisch-hilfreiche Sprüche ab wie „Um besonders zu sein, musst du gar nix müssen“.

Crowdfunding für die „Achtsamkeitsrevue“

Lasse Anspannung mit einem Huhn
Lasse Ånspannung mit dem Huhn Golden Nugget (Foto: Christina Körte)

Mit der Figur und seinen Clips satirisiert Schwieger den „Achtsamkeitsdunstkreis“, in dem er lange recherchiert hat, und dessen Ideologie: von Accounts, die in Sozialen Medien nachdenkliche Sprüche posten bis hin zu Coaches, die am Stress und am alltäglichen Frust andocken und vor allem am ja an sich verständlichen Wunsch der vom Erwerbsleben gestressten Menschen, ein angenehmeres Leben zu führen. Allerdings tun die Coaches das meist ja nicht aus Nächstenliebe, sondern um Bücher, Sitzungen oder Seminare zu verkaufen.

Was während Corona offenkundig wurde: Wenn der Betrieb runterfährt, kann man die Zeit schlecht nutzen, um „mal runterzukommen“. Gerade Bühnenkünstler:innen hätten einfach, so Schwieger, nackte Existenzangst verspürt. „Mein Leben wird da nicht besser, wenn ich einen nachdenklichen Spruch poste oder mir aufsage.“ Da das Thema zwar öffentlich diskutiert werde, aber nach Schwiegers Wahrnehmung selten komisch, war der Weg für Lasse Ånspannung frei.

Auf Instagram war die Resonanz konstant und positiv, auch bei seinen Stand-up-Auftritten, bei denen die Figur nicht vorkommt, sei er häufig nach Lasse gefragt worden, sagt Schwieger. Darum ist der Plan nun: Lasse Ånspannung soll zu einem Live-Bühnenformat im Stil alter Las-Vegas-Revues werden. Der Titel: „DOPAMIN – Die Achtsamkeits-Revue“.

Achtsamkeit und mentale Gesundheit böten einen „einen riesengroßen Spielplatz für absurde, komische und emotionale Momente“, heißt es im Ankündigungstext. Die Show solle unterhalten ohne zu belehren. „Das Ganze in einer knalligen Revue auf der großen Showbühne in Form unterschiedlicher Ausdrucksformen der Kunst – Standup, Musik, Film, Tanz und Bildhauerei.“

Inhaltlich soll unter anderem die Entwicklung des Phänomens Stress nachgezeichnet werde. Ästhetische Anleihen soll es auch beim Pomp nord- und mittelamerikanischer Wrestling-Events geben, sagt Schwieger. Wenn das Konzept steht, möchte er mit der Show auf mittelgroßen Bühnen in ganz Deutschland auf Tour gehen.

Dafür braucht es Geld: Mit einer Förderung der Stadt Hamburg hat Schwieger ein Crowdfunding organisiert, das nun erst einmal 10.000 Euro zur Anschubfinanzierung einbringen soll. Das Geld ist nötig, um das Team aus Fotografin, Musiker, Regisseur, Illustratorin etc. zu bezahlen. Interessierte können sich noch bis 29. April am Crowdfunding für die Achtsamkeitsrevue beteiligen.

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