Comedy-Presseschau vom 07.10.21

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • Stand-up-Comedian Jonas Imam beschreibt auf Instagram eine seiner Meinung ungute Entwicklung in der Berliner Szene: „Mittlerweile ist das alles groß und unübersichtlich geworden und plötzlich gibt es etwas zu holen. Immer öfter tauchen Leute auf, die als Teil ihres Medien-Karriereplans mal ‚ein bisschen Standup‘ auf der To-do-Liste haben.“ Imam wünscht sich mehr Interesse an der Kunstform und fragt, ob man Insta-Follower nicht besser mit Merch oder Werbedeals in Geld konvertieren könne. Ich glaube leider nicht. Für Werbedeals braucht es eine Fanbasis, und die glauben im Moment offenbar viele mit Stand-up aufbauen zu können.
  • Die neuen, von Brainpool produzierten RTL Topnews sind eine Mischung aus Sieben Tage, sieben Köpfe, heute-show und Mario Barth deckt auf, schreibt Manuel Weis bei DWDL. Derartige News-but-funny-Formate kranken oft daran, dass es an einer eigenen politischen Haltung fehlt. Bei den Topnews ist es aber noch zu früh für ein Urteil.
  • Saturday Night Live hat zehn neue Autor:innen und mit Sarah Squirm, Aristotle Athari und James Austin Johnson drei neue featured player, die eine Stufe unter dem ganz festen Cast rangieren. Einerseits ist das eine dringend nötige Auffrischung. Andererseits – nun ja. US-Comedykritiker Seth Simons drückt es so aus: „Am I happy two of my favorite comedians […] got hired by a show designed to entrap comedians during the most creatively formative years of their lives and force them to make sponsored content and power-flattering non-comedy? A show with a famously toxic culture run by a guy whose star talents have described him putting them through all manner of disgusting abuses and manipulations? […] Well, yes and no.“
  • Dave Chappelle hat ein neues Special herausgebracht und legt erst mal eine kleine Stand-up-Pause ein: The Closer ist das letzte Special innerhalb eines Deals für Netflix. Leider scheint es für Chappelle kein anderes Thema mehr zu geben als den Kleinkrieg gegen „die“ LGBTQ-Community™, von der er sich verfolgt sieht. Einem Multimillionär, der gigantische Plattformen bespielt, dabei zuzusehen, wie er Petitessen aufbauscht und gleichzeitig nicht von seiner trusty Transphobie lassen kann, ist schwer erträglich. Findet wohl auch Craig Jenkins bei Vulture: „His head is up his ass. He needs new ideas.“
  • Amazon hat One Mic Stand angekündigt, eine Sendung, in der unter anderem Teddy Teclebrhan und Harald Schmidt „Promis ohne Comedy-Erfahrung für ihren ersten Stand-up-Auftritt coachen“, wie DWDL schreibt. Comedians berichten ja jedem, der es hören will, davon, dass es ungefähr fünf Jahre dauert, bis man eine Ahnung davon hat, was man auf der Bühne tut. Ich rechne nicht damit, dass sich das für eine Sendung abkürzen lässt. Wird also wohl eher ein Talkformat zwischen Coach und Azubi, das von der Coolness der Kunstform Stand-up zehren will.
  • Joke fight! Vor einem Jahr beschwerte sich der britische Stand-up-Comedian Darius Davies, dass Kollege Kae Kurd für einen TV-Auftritt bei ihm abgekupfert hatte. Kurd wies die Anschuldigung damals von sich – und ließ jetzt eine Anwaltskanzlei, die unter anderem die Queen vertritt, eine Verleumdungsklage gegen Davies ausarbeiten. Das bedeutet Klassenkampf in Comedy, denn: Während Davies nun das Geld für den Prozess zusammensammelt (wohl mehrere Zehntausend Pfund), hat Kurd die einflussreiche Comedy-Agentur Up The Creek im Rücken, wie der Guardian berichtet.

Lesetipp: How To Be Funny

Podcast How To Be Funny

Wie erzählt man einen perfekten oder zumindest halbwegs guten Witz? Darüber spricht im How-to-Podcast von Slate US-Comedian Gary Gulman mit einem Pfarrer aus dem US-Bundesstaat Oklahoma, der seine Predigten aufpeppen will. Aber bitte nur mit clean material.

Die Presseschau gibt’s auch als Newsletter, einfach hier anmelden:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert