Alle Artikel mit dem Schlagwort: Johann Wolfgang von Goethe

Der Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: News über Stand-up, Comedy und Kabarett

Maja Stinnen / Jakob Schreier / Comedy Without Errors

Dit is Goethe, wa? Auf den letzten Newsletter habe ich viele Rückmeldungen bekommen mit der Bitte, ich solle doch noch intensiver auf die 2000er-Serie Berlin Berlin eingehen. (Oder war’s doch nur eine? Oder hab ichs geträumt? Wer kann das schon sagen…) Auf jeden Fall bin ich mittlerweile in der vierten Staffel angelangt und halte es serientechnisch mit Goethe: himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt. Berlin Berlin hatte Ideen. Wie schön war das zum Beispiel, zwei Charaktere zu untertiteln, die beim Zähneputzen einen Dialog führen. Aber die Ideen gingen mit der Zeit offenbar aus bzw. wurden ausgeschlachtet und zerfleddert, Charaktere, die man meinte, zu kennen, handelten unmotiviert, merkwürdig oder gezwungen albern. Und ich sitze auf dem Sofa und rufe ins Wohnzimmer „Man lache nicht!“, wie einst Goethe ins Weimarer Nationaltheater, weil das Publikum mal wieder nicht den Unterschied zwischen Trag- und Komödie kapierte. Scheint ein ziemlich humorloser Typ gewesen zu sein, dieser Goethe. Oder wie eine Freundin von mir gerne sagt: Der sollte sich mal brausen. Man kann durchaus auch mal lachen, auch wenns nicht gut ist. …

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Serdar Somuncu / Meg Stalter / The Structure of Stand-up

Nicht gewaschen ist der Pimmel. Alles alles stinkt zum Himmel. Kein Comedian, kein Youtube-Clip, kein Witz hat mich in jüngster Zeit so zum Lachen gebracht wie dieser kleine Reim. Er stammt von Rammstein-Sänger Till Lindemann und steht, das ist kein Witz, genau so in einem Lindemann-Gedichtband, der vergangene Woche erschienen ist. Das Lustige daran ist, dass Dichter, Herausgeber und Verleger, immerhin erwachsene Männer, das nicht etwa ironisch sehen (ein ironischer Pimmelwitz wäre 2020 eh auch fad), sondern offenbar für große Kunst halten. Dabei könnte man es bewenden lassen, enthielte der Band nicht auch ein Gedicht (?) über die Vergewaltigung einer sedierten Person. Viele fanden das ekelhaft, auch ich. Der Verleger verstand die Aufregung nicht. Andere sahen die Kunstfreiheit bedroht. Muss man ja noch dichten dürfen! Und auf Twitter verwies jemand darauf, dass ja auch Goethe schon unpassende und sexistische Lyrik abgeliefert hatte. Nun sind Widerspruch, Empörung oder Kritik an einer Sache nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch, diese Sache auch zu verbieten. Man kann heute viel mehr sagen als jemals zuvor. Ob man es zwingend muss, …