Und so nehmen wir einen neuen Anlauf. Setup/Punchline kehrt zurück.
Zum einen mit größerer Leserschaft – während der Newsletter pausierte, ist die Zahl der Abonnent:innen um zehn Prozent gewachsen (vielen Dank dafür!). Zum anderen mit ein paar Veränderungen: S/P wird nur mehr Newsletter sein, nicht mehr Magazin oder Podcast. Es gab einfach zu viele und zu disparate Themen, die man nicht alle passabel abbilden kann. Und der Podcast hat mehr und mehr gezeigt, dass das Geheimnis des kunstvoll gestrickten Bits ist: Es gibt keins. Comedians sind halt motivierte Nerds, die viel herumprobieren. Ich halte das für eine sehr wertvolle Erkenntnis. Aber diese vermittelt sich auch in den 48 Folgen, die es gibt, und muss nicht auf hundert oder mehr ausgewalzt werden.
Es bleibt der Newsletter, und in dem möchte ich mich mehr auf Stand-up als Kunstform, als Szene und als Business beschränken. Das heißt: nicht mehr jeden Aufreger um die vermeintliche cancel culture mitnehmen, nicht mehr jeden rassistischen Witz und seine Implikationen analysieren, nicht mehr jede Ehrenrunde mitlaufen, die die Debatte um das, was Satire denn nun darf, dreht.
Dieser Artikel gehört zur Reihe Noten zur Comedy, in der wir alle zwei Wochen einen Blick auf ein virulentes Thema rund um Comedy werfen. Ihr könnt die Noten auch als Newsletter abonnieren, dann kommen sie direkt (mit aktueller Presseschau und besonderem Comedytipp) ins Postfach.
Setup/Punchline möchte Freude an kunstfertiger Comedy vermitteln. Zeigen und wertschätzen, welche Anstrengung manche Comedians bereit sind auf sich zu nehmen. Wie sie Dinge in ihren Hirnen hin- und herwenden, um eine Facette zu finden, die noch niemand kennt. Wie sie ganze Welten auf zwei Sätze kondensieren.
Über diese Art der Comedy kann man aber nur schreiben, wenn man über die andere nicht schweigt: die der Selbstdarsteller, Aufreger-Produzenten und Selbst-Viktimisierer. Die lieber in Podcasts und Videoclips den leeren pizzazz um ihre Person am Laufen halten, als ein einziges Mal etwas Originelles zu fabrizieren. Hast du als Comedian den Eindruck, dass deine Beliebtheit schwindet? Der Standup Booker auf X/Twitter weiß Rat: „Start a flame war on social media! It’s certainly not very embarrassing that’s for sure!“
Das sind die beiden Polen, zwischen denen sich der Newsletter bewegen wird. Der erste ist ein sehr schöner. Der zweite – nun ja – auch nicht so schlimm. Denn: „Ich kann viel besser über Sachen arbeiten, die mich irgendwie stören, die mich eben zum Weiterdenken zwingen“, sagt die Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen im Interview bei der Schweizer WOZ.
Ein guter Witz ist schön. Aber ein schlechter, seelenloser spricht oft deutlicher zu uns, was Comedy, Politik und Gesellschaft angeht. Bronfen sagt: „Die Lust daran ist für mich das Entscheidende.“ Davon gibt’s hier glücklicherweise genug.
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