Kommt ein reicher Comedian in eine Bar

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Comedy-Newsletter von Setup/Punchline

„Anfänger-Comedians machen schlechte Comedy. Für dieses schlechte Produkt sollten sie auf keinen Fall Geld bekommen. Sie sollten eher dankbar sein, dass sie es überhaupt präsentieren dürfen.“ Das ist eine Meinung, die mir in Stand-up-Kreisen schon häufiger begegnet ist. Sehr merkwürdig ist: Es sind immer Comedians, die einem das so erklären. Also Menschen, die einen Nachteil davon haben, wenn ihre Meinung die herrschende ist.

Zudem verlängert sich dieser Nachteil ja in die Zukunft: Wer ohnehin daran gewöhnt ist, kaum Geld für seine Arbeit zu bekommen, wird sich auch bei der Honorarverhandlung als Comedyautor schnell zufrieden geben oder gar über den Tisch ziehen lassen. Oder (schlimmster Fall) gar nicht kapieren, dass er über den Tisch gezogen wird. Aus einer falsch verstandenen Tüchtigkeitsethik heraus Bezahlung für Comedians am Anfang ihrer Karriere abzulehnen, stärkt die, die jetzt schon Geld haben. Darf ich vorstellen? Die Comedyindustrie.

Der Umgang mit Geld ist knifflig. Sogar wenn man es hat. Jüngstes Beispiel: Das Comedykollektiv Rebell Comedy gab freudig bekannt, vier Sammelkarten als Non-Fungible Tokens zu verkaufen. NFT sind gerade der Trend unter Künstler:innen weltweit. Grob gesagt funktioniert das Konzept so: Im Digitalen ist der Zauber des Originals verloren gegangen, Dateien und ihre Kopien stehen gleichberechtigt nebeneinander. NFT, eine auf der Blockchain beruhende Technik, gestattet es nun, digitale Erzeugnisse gegenüber ihren Kopien als Original auszuzeichnen. Und damit kann man Geld verdienen: Für einen echten Picasso zahlt man schließlich auch mehr als für den Nachdruck.

Während sich Picasso und Nachdruck aber klar unterscheiden, ist das im Digitalen eben nicht so. NFT bedeutet nun einfach, so zu tun, als wären zwei identische Dateien verschieden. Und das mit einer horrenden (wirklich, horrenden) Klimabilanz. Kurz: Man sollte wirklich nicht auf jeden Trend aufspringen. Und wer die Vorzüge des Analogen haben will, findet sie: genau da. Das Analoge wurde nämlich mit Einführung des Internets nicht abgeschaltet.