- Hier noch in Kürze drei Jahresrückblicke in Comedy: Gewohnt stark mit Stand-up-Fokus ist natürlich Vulture. Einen etwas anderen (aber nur etwas) Blickwinkel gibt es beim indischen Portal Deadant. Und The Interrobang listet 11 Innovators Who Changed Comedy in 2021 auf. (Seriously, Comedy-Hörbücher???)
- Das Bundesverfassungsgericht hat ein Urteil aufgehoben, demzufolge der Sänger Xavier Naidoo in einem Vortrag nicht als Antisemit bezeichnet werden durfte (u. a. Tagesschau). Die Urteilbegründung ist auch für Comedians interessant: Naidoo fühlte sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, doch das hält das Gericht für abwegig, denn er „hat sich mit seinen streitbaren politischen Ansichten freiwillig in den öffentlichen Raum begeben“. Man kann in Deutschland eben so gut wie alles sagen. Nur halt nicht unwidersprochen.
- Anita Senaratna erklärt bei Funnywomen How to Spot a Comedy Creep – und wie man diese von echten Promotern, Agenten, Veranstaltern etc. unterscheiden kann.
- Die Berichterstattung des Spiegel über Comedian Luke Mockridge („Die Akte Mockridge“, siehe hier und hier bei s/p) ist nicht verboten worden, wie oft zu lesen ist, und nun auch wieder online. Co-Autorin Ann-Katrin Müller liefert ein paar Hintergründe.
- Die Kabarettistin Lisa Fitz hat in der SWR-Sendung Spätschicht behauptet, in Europa seien Tausende Menschen an Corona-Impfungen gestorben. Das ist nachweislich Blödsinn und wenngleich das zu behaupten, von der Kunstfreiheit und dem Wunsch, „Meinungsvielfalt“ abzubilden (wie es Moderator Florian Schröder ausdrückte), gedeckt sein mag, so braucht es sicherlich keine öffentlich-rechtliche Plattform. Fabian Lichter schreibt bei der Titanic über antisemitische Ressentiments hinter solchen Nummern wie der von Fitz: „Man redet vom System und meint doch nur Soros und Rothschild. Womit man offensichtlich immer noch gern gesehen ist auf deutschen Kabarett-Bühnen.“ Der SWR hat die Sendung mittlerweile aus der Mediathek entfernt.
- Auf das neue Special von Louis CK wäre ich hier gar nicht eingegangen. Zu ungut ist die Gemengelage aus Geständnis sexualisierter Gewalt, Erschließung neuer Fangruppen und künstlerischer Stagnation: Da beschäftigt man sich doch lieber mit etwas anderem. Allerdings gibt es dann doch diesen anregenden Artikel bei Slate. Lili Loofbourow widmet sich ausführlich der durch den Skandal bewirkten Veränderung in CKs Stand-up: „It tarnishes the self-deprecating and uncompromising Real Louis C.K. persona by putting him to the ignoble service of downplaying and distorting the allegations to make himself look better—instead of telling difficult truths.“
- In der Süddeutschen zeichnet Miryam Schellbach den Fall Amani vs. AfD-Politiker nach (vor kurzem auch hier im Newsletter behandelt). Ins Auge stach mir diese Stelle: „Diversität ist längst ein Geschäftsmodell, Enissa Amani eine derer, die damit Geld verdienen. Ein schmaler Grat zwischen gesellschaftlichem Fortschritt und dem Ausverkauf politischer Ziele.“ Unterschlagen wird dabei, dass natürlich auch gesellschaftliche Homogenität sowohl Geschäftsmodell als auch politisches Ziel war bzw. ist, nur eben mit solcher Sselbstverständlichkeit, dass man niemanden damit so subtil angreifen kann, wie das umgekehrt hier bei Amani geschieht.
Lesetipp: The Clown Whisperer
Stand-up wird immer persönlicher und intimer. Und das liegt daran, dass sich die halbe New Yorker Szene denselben Therapeuten teilt. Schön wär’s, wenn alles so einfach wär. Trotzdem toller Artikel und schöner Einblick in die Seele und pesky insecurities von Comedians. Hier geht’s zum Artikel.
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