- Norm Macdonald ist gestorben. Der kanadische Stand-up-Comedian, beliebte Talkshowgast und frühere Saturday-Night-Live-Autor hatte fast ein Jahrzehnt eine Krebserkrankung geheim gehalten. Macdonald war für seine silly jokes, seine dead-pan delivery und sein bisweilen umständliches In-die-Länge-Ziehen von Witzen bekannt. Berühmt ist sein moth joke, ich persönlich empfehle sein Bit über Deutschland oder über US-Fernsehberichterstattung bei Vermisstenfällen. Jason Zinoman hat in der NY Times einen schönen Nachruf geschrieben. Artikel bei Slate und beim indischen Comedyportal Deadant geben einen einen etwas differenzierteren Blick.
- Thema parasocial relationships: Als etwas irritierend empfand ich den weihevollen Candystorm, der nach Macdonalds Tod in den sozialen Medien losbrach. Ja, er war ein großer und sehr guter Comedian. Aber Greatest of All Time, dem offenbar alle alles zu verdanken haben? Derartiger Trauerexzess war früher nicht üblich und ist auch heute nicht nötig. Es ist ein Indiz für den Trend hin zu einer unguten Beziehung zu “ihren” Stars, die manche aufbauen bzw. glauben aufzubauen. Erkennbar war das kürzlich auch an der Aufregung, die John Mulaney entgegenschlug, weil er doch früher immer so posh auftrat und nun einen Entzug gemacht hat und mit seiner neuen Freundin ein Kind bekommt. Das ist nicht mehr mein Mulaney, riefen da viele. Aja Romano erklärt bei Vox: Er war es nie.
- Die Süddeutsche Zeitung spricht mit Passun Azhand über die finanzielle Situation von Comedians, auch während der Pandemie.
- Der Comedian Sam Morril hat eine Doku über das Erwachen der New Yorker Stand-up-Szene in den vergangenen Monaten gedreht. Full Capacity ist frei auf Youtube zu sehen und verdeutlicht (neben vielen jammernden Comedians) vor allem die unglaubliche Talentfülle und Bandbreite der New Yorker Szene.
- Bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, einer der ältesten Kabarettbühnen des Landes, rumort es: Geschäftsführer Till Hofmann steigt aus, Bruno Jonas übernimmt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Das Verhältnis zwischen den ehemaligen Gesellschaftern sei abgekühlt.
- Die britische Satire-Puppenshow Spitting Image gibts jetzt auch in deutscher Ausgabe. Der Spiegel findet’s “richtig gut” und schildert mehrere Witze: etwa dass Hitler kommt und vorschlägt, den Reichstag anzuzünden, was die Baerbock mit dem Hinweis auf die CO2-Bilanz ablehnt und Hitler empfiehlt, doch ein Kochbuch zu schreiben. Oh boy. Vorsicht, hinter dem Link verbirgt sich auch die Antwort auf die Frage, wie Hitler dieses Kochbuch denn dann nennen würde.
- Tim Alberta porträtiert im Atlantic US-Comedian Nate Bargatze. Mir ist die Beschreibung der Tatsache, dass Bargatze versucht, niemand mit seiner Comedy zu verletzen, ein bisschen arg despektierlich geraten. Eine ähnliche Strategie fuhr in Deutschland ja zum Beispiel Loriot, dem rechnete man das als große Kunstfertigkeit an.
- Die WDR-Sendung Freitag Nacht Jews mit dem penetrant charismatischen Moderator Daniel Donskoy hat den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Comedy/Late Night“ bekommen.
Lesetipp: Kindler – Der Talk
Comedian und Poetry-Slammer Jean-Philippe Kindler spricht auf WDR5 in vier Episoden über Humor und Tod und Depressionen, über Comedy und Frauen und über Satire und Influencerhumor im Netz. Ausgeruht und hörenswert. Hier geht’s zur Sendungshomepage.
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