- Neue Comedy-Produktionen I: Der SWR hat einen Comedykanal auf Youtube gestartet und zeigt dort erst einmal Ausschnitte des unter anderem von Marvin Endres’ Endgame Entertainment produzierten Comedy Clash (in der ARD-Mediathek). Der Clash hat Momente, leider wurden aber arg viele Kompromisse gemacht: Das Wettbewerbsformat stört, die Halle stört, neben Comedians braucht es unbedingt “Social-Media-Stars”, außerdem ist alles bunt, knallig und total örbänwie aus den 90ern.Schlampige Moderationen und Comedians, die in Einspielern mutmaßen, ob sie wohl zu hart für das Publikum sind, komplettieren den negativen Eindruck. Bislang gibt’s erst zwei Episoden. Vielleicht wird’s also noch.
- Neue Comedy-Produktionen II: Fun’s Not Dead heißt eine für “die Online-Welt des ZDF” produzierte Comedyshow des Chaos Comedy Club, wie die Produktionsfirma auf Facebook mitteilt.Wie und wann genau ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. (Über das Showformat gleichen Namens, auf dem die Sendung fußt, gab’s hier schon mal was zu lesen.)
- Vom 26. bis 29. Mai findet in Berlin das Festival Comedy For Future statt, das ein “humoristisches Zeichen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz setzen” möchte. An drei Tagen gibt’s 50 Comedians zu sehen, dazu ein begleitendes Panelprogramm, das sich damit befasst, Eventmanagement nachhaltiger zu gestalten (richtig und wichtig) oder mit der Frage, wie Comedians komplexe Themen transportieren können. Letzteres sehe ich kritisch, da eine solche Indienstnahme von Kunst noch niemals irgendetwas Spannendes hervorgebracht hat. Ferner werden wir den Klimawandel nicht bewältigen, indem Comedians endlich die richtigen Botschaften vermitteln. Das ZDF wird ab Ende Juni Zusammenschnitte des Programms zeigen.
- Anfang Mai hat der Wiener Radiosender FM4 ein eigenes kleines Comedyfestival veranstaltet. Viele der Beiträge (unter anderem mit den s/p-Leser:innen bekannten David Stockenreitner oder Josef Jöchl) gibts auf der Homepage zum Nachsehen.
SPECIAL-EMPFEHLUNG: Alice Hamilton: CEX KRIMINAL (2022)
“A mini comedy special about how much I hate Chris D’Elia”, beschreibt die US-amerikanische Comedienne Alice Hamilton ihre half-hour, in der sie ihre Wut ablässt über predators, groomers, sexualisierte Gewalt in der US-Stand-up-Szene und über die gängigen Mechanismen der Rechtfertigung. Hamilton verlässt sich nicht auf die Botschaft, sondern konstruiert Joke um Joke.
- Die Sadcom Mapa über den alleinerziehenden Witwer Metin Müller bekommt eine zweite Staffel, wie DWDL berichtet.
- Dass es in Deutschland keinen einzigen guten Comedian gebe, befindet der Humorist Heinz Strunk, nachzulesen etwa hier in der FAZ. “Die haben einen Mangel an Talent, Geschmack, ästhetischem Empfinden und natürlich Humor”, sagt Strunk, der damit seine Unkenntnis über eine Szene ausstellt, die doch gerade ständig mit ihren prominentesten Vertretern hadert. Nun äußert er sich also markig und provokant, wohl auch um eine neue Serie zu bewerben. Und beweist damit weniger den Feinsinn der von ihm so hochgeschätzten Neuen Frankfurter Schule als genau das ästhetische Empfinden der verunglimpften Brachialcomedians. Tja.
- Wegen Corona musste Netflix sein Festival (Netflix Is a Joke) knapp zwei Jahre verschieben. In der New York Times gibts eine gute Nachlese von Jason Zinoman und den (wegen erstmals rückläufiger Abozahlen des Streamers) “‘last days of the Roman Empire’ vibe” der Veranstaltung: Hart durchgreifende Bodyguards, viel Corporate-Zwinkerzwonker und ein “Comeback” von John Mulaney, auf das man gespannt sein kann.
- What’s the best way to start writing a sitcom? Forget about the jokes – ein Rat, den die US-Autorin Megan Ganz beim Comedyfestival der BBC (Mensch, was für eine festivallastige Ausgabe) gegeben hat. Das und mehr Tipps nachzulesen bei Chortle.
- Der Stern führt mit Hazel Brugger, Carolin Kebekus und Maren Kroyman ein Gespräch über Frauen in Comedy, das manch interessante Äußerung beinhaltet, dazu außerdem diesen unfreiwillig komischen und mich zum Schmunzeln verleitenden Anschluss:
“KROYMAN: Ich bin ja auf dem zweiten Bildungsweg lesbisch geworden.
KEBEKUS: Du warst deiner Zeit wirklich voraus.”
Schau-Tipp: I’m From Hollywood
Der US-amerikanische absurde Comedian Andy Kaufman hat Ende der 1980er Jahre einmal zum professionellen Wrestler umgeschult, vermutlich als Teil eines komischen Gesamtkunstwerks. Legendär ist etwa sein Streit mit dem echten (?) Wrestler Jerry Lawler. Darüber ließ er die Doku I’m From Hollywood drehen, die man nun im Internet Archive frei ansehen kann.
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