Comedy-Presseschau vom 13.10.22

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • Das Satiremagazin Titanic bekommt mit Julia Mateus eine neue Chefredakteurin. Recht ähnliche, aber doch interessante Interviews gibts an vielen Orten. Zum Beispiel bei der Zeit.
  • Auch Comedian Maxi Gstettenbauer hat ein Buch über seine Depression geschrieben. Im Interview mit dem Tagesspiegel sagt er unter anderem den sehr weisen Satz: „Die Bühne gibt mir den Ort, wo ich sein kann, wie ich sonst nicht sein soll.“
  • Anlässlich ihrer neuen Soloshow Bad Boy war die Berliner Comedienne Erika Ratcliffe bei radio eins zu Gast und erklärt unter anderem, warum man in Wien morbider sein kann als in Berlin.
  • Trevor Noah, südafrikanischer Comedian und Host der Daily Show, hat für Anfang Dezember seinen Rückzug aus besagter Show angekündigt. Late-Night-Besetzungsfragen werden in den USA heiß diskutiert und ausgefochten (man denke etwa an Letterman vs. Leno Anfang der 1990er oder Leno vs. O’Brien), es herrscht also ein bisschen Aufregung. Warum Noahs Ankündigung den etwas eingeschlafenen Sender Comedy Central nun in „crisis mode“ versetzt, erklärt dieser Artikel beim Hollywood Reporter.

Comedienne Judy Tenuta

SPECIAL-EMPFEHLUNG: Judy Tenuta: *HBO Half Hour Special (1989)

Vergangene Woche starb Judy Tenuta, die Petite Flower bzw. Goddess of Love, wieherndes, Kaugummi in Männerkehlen spuckendes, Akkordeon spielendes Phänomen der 1980er. Zitiert Divenkult, ohne in der Satire zu verharren. Manche Bits (wie die Yoko-Ono-Imitation, oh boy) sind eeetwas schlecht gealtert. Doch trotz Unbekanntheit ungemein einflussreich.

  • Franz Mauerer rezensiert bei laut.de das neue Album der Band Knorkator, Titel: Sieg der Vernunft, und findet es so mittel. Mit einigen schönen Einlassungen zur Satire wie der hier: „Satire darf nun mal alles, also auch den Anspruch erheben, nicht schon auf den ersten Blick offenkundig koscher zu sein.“
  • Im Bahnmagazin DB Mobil gibt es aktuell einen größeren Artikel, der die Berliner Stand-up-Szene vorstellt. Treue Leser:innen von Setup/Punchline wissen natürlich, was darin steht. Aber falls ihr die Szene kurz mal weniger comedyinteressierten Freunden nahebringen wollt, lohnt sich die Empfehlung.
  • Im Caricatura Museum in Frankfurt am Main gibt es ab kommenden Sonntag die Ausstellung Teuflische Jahre – PARDON zu sehen. Pardon war mit mehr als 300.000 Exemplaren Auflage einst die erfolgreichste Satirezeitschrift Europas, aus deren Mitarbeiterstamm später die Titanic entstand.
  • Ein Beispiel dafür, wie Comedians fernab der großen ehemaligen Gatekeeper Erfolg haben: Der Brite Russell Brand hat 2021 mit seinem Youtube-Kanal zwei Millionen Pfund verdient, wie Chortle berichtet. Möglicherweise hat das aber auch mit der aufgeregten Inszenierung als Kämpfer gegen angebliche Zensur und Mainstream zu tun. (Ist ja ein erprobtes Geschäftsmodell für Comedians.) Jüngst wurde etwa einer von Brands Clips von Youtube wegen Verstößen gegen die Corona-Desinformations-Richtlinie gesperrt.
  • Christina Horsten besucht für die Jüdische Allgemeine das aus dem Film E-Mail für dich bekannte Deli Zabar’s in New York und spricht mit US-Comedian Willie Zabar.

Hörtipp: Reflektor mit Max Goldt

Der Humorist, Autor und Illustrator Max Goldt

Viele dürften Max Goldt als humoristischen Illustrator oder Autoren kennen. Dass er auch Musik gemacht hat, wie und warum, darüber spricht Goldt im Podcast Reflektor mit Jan Müller. Unter anderem geht es um Goldts Band Foyer des Arts („Wissenswertes über Erlangen“) und andere musikalische Arbeiten. Wunderbar nerdiges Gespräch. Hier gehts zur Episode

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