Comedy-Presseschau vom 12.08.21

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • Brooklyn Nine-nine startet in die achte und letzte Staffel. Karen Han hat vorab gekuckt und widmet sich bei Slate der hochinteressanten Frage, wie es der Serie nach dem Tod von George Floyd gelingt, Polizist:innen als nette Menschen zu zeigen, ohne in Copaganda abzudriften.
  • Michael Che, Head-Autor von Saturday Night Live, hat sich erneut gehörig verhoben, diesmal mit Posts über den Rückzug der US-Turnerin Simone Biles von den Olympischen Spielen. Variety beleuchtet, inwiefern Ches Drang, edgy zu sein, ein tieferliegendes Problem bei SNL zum Ausdruck bringt.
  • Zurzeit läuft im schottischen Edinburgh das berühmte Fringe Festival. In den Edinburgh Evening News beklagte sich der Journalist Liam Rudden im Vorfeld, dass manche der Shows aufgrund der Pandemie noch „work in progress“ seien – und trotzdem Geld kosteten. Künstler:innen hätten nun anderthalb Jahre Zeit gehabt, anständige Shows auf die Beine zu stellen, schrieb Rudden. Das rief natürlich viel Widerspruch hervor, zum Beispiel von der irischen Comedienne Catherine Bohart: Ja, nach zwei Jahren finanzieller Unsicherheit müsse man bei ihr zahlen, „because I’m worth it“. Es stimmt: Beim Fringe spielt nicht irgendwer. Und selbst wenn, wäre die Kritik unangebracht missgünstig. Dass Konzerne mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, nimmt man hin, aber nicht, dass Kreative Eintrittsgeld verlangen?
  • Corona hat die Impro-Comedy in den USA niedergestreckt und nebenbei offengelegt, dass auch vorher schon einiges im Argen lag. Nun entwickelt sich die Szene in zwei verschiedene Richtungen, wie zwei Artikel in der New York Times zeigen: Einer blickt sich in Chicago um, wo zwei der renommierten Improv-Schulen von Unternehmern übernommen wurden. Der Artikel rekapituliert auch noch einmal die typischen Probleme, mit denen die Szene in den USA zu kämpfen hat (z. B. ausbeuterische Bosse). Der andere Artikel handelt vom Squirrel Comedy Theatre aus New York (von dem hier im Newsletter Ende 2020 schon einmal die Rede war). Dort versuchen ehemalige UCB-Anhänger:innen, ein Non-profit-Theater ohne Klüngelei und mit fairer Bezahlung zu etablieren. Es wäre schön, wenn das nachhaltig klappt.
  • Das SZ-Magazin hat anlässlich des Starts des Films Fabian mit dem Regisseur Detlev Buck gesprochen. Der Part über Humor ist weniger interessant, aufhorchen ließ mich aber diese Äußerung: „Ich habe aber noch nie eine Szene um einen guten Satz rum geschrieben. Die Szene muss den guten Satz hervorbringen. Sonst dreht man Notizenfilme, bei denen die Zuschauer das Papier rascheln hören.“ Etwas, das sich viele Autor:innen mal hinter die Ohren schreiben könnten.
  • Im Interview mit DWDL spricht Roman Beuler, beim ZDF Chef für Comedy und Kabarett, über die Zukunft der Sparte und Bemühungen um mehr Diversität, was Beuler, und das ist interessant, nicht nur personell, sondern auch thematisch versteht. (via Cojokingspace).

Schautipp: Stand-up in Zeichensprache

Stand-up in Zeichensprache

Selbstverständlich lassen sich in Zeichensprache auch Witze ausdrücken und ganze Stand-up-Shows begleiten. Aber wie geht das? Wie intensiv müssen sich die Dolmetscher vorbereiten? Und wie funktioniert das mit dem Timing? Ein interessantes Feature bei Vulture.

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