Comedy-Presseschau vom 05.05.22

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • Der Comedian Dave Chappelle ist bei einem Auftritt im Rahmen des Netflix-Is-A-Joke-Festivals auf der Bühne attackiert worden. Unschön. Trotzdem bemerkenswert, dass Dave Chappelle seine Dieter-Nuhrisierung fortsetzt, indem er an den Vorfall gleich transphobe Bemerkungen anschloss – wollte ich fast schon schreiben, wenn das nicht so ungerecht gegenüber Dieter Nuhr wäre. Wie Gawker berichtet, hat dann auch noch Chris Rock eine sehr low-hanging fruit gepflückt.
  • Vor kurzem ging’s hier um Thomas Schwiegers Pläne, eine große komische Revueshow um den Achtsamkeitstrainer Lasse Ånspannung auf die Beine zu stellen. Leider wurde das angepeilte Ziel beim Crowdfunding nicht erreicht. Statt 10.000 kamen nur 4.000 Euro zusammen, die Schwieger nun nicht bekommt. Wie es mit Lasse weitergeht, ist noch unklar. Aber immerhin: 4.000 Euro – wenn schon nicht Las-Vegas-Revue, eine Nachfrage nach Comedy-Nischenprojekten ist offenbar da.
  • Der Österreicher Benedikt Mittmannsgruber hat das Passauer Scharfrichterbeil gewonnen. Die SZ berichtet von der Verleihung des Kabarettpreises – und ich würde mir wünschen, auch so präzise Vorstellungen davon zu haben, wo Kabarett aufhört und Stand-up beginnt, wie der Autor.

der new yorker comedian eugene mirman

SPECIAL-EMPFEHLUNG: Eugene Mirman: I’m Sorry (You’re Welcome) (2015)

Mirman ist der Hans Thalhammer der Stand-up-Szene in Brooklyn. Das Album enthält großartige Nummern wie I Marry A Couple From The Audience On Stage und hinterher noch Hunderte Tracks, die jeweils nur wenige Sekunden dauern und in denen Mirman Geräusche nachahmt, z.B. Group Of Businessmen Agreeing oder Abortion Doctor Enjoying A Candy Bar. Wen das nicht überzeugt, dem kann ich auch nicht helfen.

  • Seit einigen Wochen findet in Berlin Versöhnt mit Poesie statt, ein Open-Mic und eine Parodie auf Poetry Slams. Poetry Slams zu veräppeln ist zwar nun nicht die alleroriginellste Motivation. Aber die Darbietungen sind teils so unfassbar treffend, dass sich der Poetry Slam schon auch ein bisschen geschmeichelt fühlen darf.
  • Es gibt nun eine bayerische Synchronisation der japanischen Familiensoap Hanbun, Aoi. Ehrlich wahr. Unter anderem Gerhard Polt und ein paar andere Granden des bayerischen Films sind beteiligt, wie die SZ berichtet. Hört sich etwas merkwürdig an, denn viele der Sprecher:innen sind jenseits der 60, die japanischen Darsteller aber in ihren Zwanzigern. Trotzdem entwickelt Die Vroni aus Kawasaki (abrufbar bei Servus TV), so der deutsche Titel, einen ganz eigenen komischen Drive.
  • Barbra Streisand ist 80 geworden. Im deutschen Rolling Stone gibt’s ein gebührend feierliches Porträt der US-amerikanischen Schauspielerin.
  • Die US-Amerikaner Matt Sienkiewicz und Nick Marx haben das Buch That’s Not Funny: How the Right Makes Comedy Work for Them geschrieben. Die beiden haben in einem „comedy ecosystem“ bestehend aus „rightwing satirists, podcasters and standups“ recherchiert, wie der Guardian schreibt. Interessanter Befund: „‚Comedy, says Marx, is “a powerful recruitment tool‘. These young men are attractive to advertisers too, helping [Joe, s/p] Rogan and others make money but also incentivising comedians to develop brands built on shock tactics.“ Befund, den ich eher skeptisch sehe: „‚Comedy does not have a political orientation,‘ says Sienkiewicz. ‚The comedy industry has had an orientation towards centre-left.’“
  • Und dann war da noch der Trailer zur Doku über George Carlin.

Schau-Tipp: Fokus Serien

Die Schweizer Autorin Simone Schmid

Das Schweizer Newsportal Persönlich.com widmet sich in einem vierteiligen Schwerpunkt zu Serien (bzw. natürlich Seriiiiien, sind ja Schweizer). Neben Beiträgen über Spoiler, Bingewatching und Cliffhanger kann ich vor allem den über Writers‘ Rooms empfehlen. Die Autorin Simone Schmid erklärt dabei ihre Vorgehensweise, unter anderem wie sie einzelne Handlungsbögen in Exceltabellen organisiert. Hier geht’s zum Artikel.

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