- In der letzten Ausgabe schrieb ich über das Blackfacing bei SchleichFernsehen. Inzwischen hat der Bayerische Rundfunk die betreffende Figur aus dem Programm gestrichen. Helmut Schleich selbst fühlt sich unverstanden. Die Frankfurter Allgemeine zitiert, dass er ja nur “den Export neokolonialer Strukturen” habe persiflieren wollen. Jetzt auf einmal? Naja. Erschreckend ist aber, dass er erklärt, dass Blackfacing in Deutschland keine Tradition habe. Es sind genau solche apodiktischen Äußerungen, die einen das Kabarett (und privilegierte Menschen, hust) manchmal schwer aushalten lässt.
Die Süddeutsche Zeitunghat Comedians und Kabarettisten aus Bayern gefragt, was sie davon halten. Der Tenor lautet: Shitstorms und Empörung werden das Problem des Rassismus nicht lösen und tragen zur Spaltung der Gesellschaft bei. Das ist merkwürdiges tone policing. Natürlich sind wir gegen Rassimus, aber doch nicht so! Außerdem ist es eine Täter-Opfer-Umkehr, denn vor der Empörung über Rassismus stand nun mal der Rassimus. Und der ist keine Frage von Meinung, Betroffenheit oder einer Abstimmung. Der ist real.
- Die Serie Heroes – Aus dem Leben von Comedians geht in die zweite Staffel, das hat das ZDF auf Anfrage bestätigt. Heroes ist ein wenig vergleichbar mit Jerry Seinfelds Comedians in Cars Getting Coffee. In der Süddeutschen Zeitung habe ich vor einiger Zeit die erste Staffel rezensiert. In der zweiten sind unter anderem Folgen mit Erika Ratcliffe und Passun Azhand geplant. Außerdem wird es ein neues Stand-up-Format namens Comediennes geben. Beide Sendungen würden gerade für die Mediathek produziert, so ein ZDF-Sprecher.
- Die Simpsons haben in einer ihrer jüngsten Episoden den ehemaligen Smiths-Sänger Morissey ins Visier genommen, der über die letzten Jahrzehnte ja öfter mal Anlass zum Kopfkratzen gab. (Er sagte z. B. einmal, dass Berlin “Vergewaltigungshauptstadt Europas” sei. Schuld: der Multikulturalismus) Anstatt die Cartoonparodie würdig auszusitzen, zeterte Morissey in einem länglichen Social-Post los, wie Yahoo News zuerst berichtete: Er habe sich niemals verkauft, er habe niemals jemanden verklagt, habe niemals aufgehört großartige Shows zu spielen. Außerdem sei es “hateful”, dass der Parodie (die im Cartoon anders heißt) der Bauch aus der Hose hänge. Oh boy. Treffer versenkt, muss man wohl sagen.
- Nette Idee: Die Edinburgher Künstlerin Aislinn Prior hat ein Kartenspiel mit Comedians als Figuren entworfen. Das dafür nötige Geld hat sie bereits über Kickstarter gesammelt. Einige Decks sind gegen Beitrag noch übrig.
- Das Q&A-Forum Yahoo Answers (vergleichbar mit dem deutschen gutefrage.net) wird Anfang Mai abgeschaltet. Slate erweist the “Internet’s Loveliest Source of “Found Comedy”’ zum Abschluss noch einmal die Ehre.
- Der US-Comedian und Podcast-Pionier Marc Maron bekommt den ersten Podcast-Oscar für sein Lebenswerk. Ok, das war etwas arg viel PR-Sprech. Nun: In den USA gibt es seit einiger Zeit die Podcast Academy, die nun den sogenannten Ambie vergibt. Der “Governors Award” ist dabei für Podcaster:innen bestimmt, die eine große Auswirkung auf die Podcastindustrie hatten. Da diese Industrie natürlich noch nicht sehr alt ist, kommen dafür auch nicht viele Menschen in Fragen. Einer von diesen eben: Marc Maron, Pionier des Comedy-Podcastbooms.
Schautipp: Stand-up’s Strangest Experiment
Comedy Without Errors, den Youtube-Kanal des in Neuseeland lebenden britischen Comedians Josh Kingsford habe ich schon einmal empfohlen. Nun hat Kingsford wieder eine seiner seltenen, aber tiefen Analysen vorgelegt. Diesmal geht es um das experimentelle 2018er Special des US-Comedians Drew Michael.
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