- Postskriptum zu Chappelle: Die Ereignisse rund um das neue Special The Closer ist mittlerweile etwas unübersichtlich geworden (allein Netflix-Chef Sarandos hat sich schon dreimal geäußert, jeweils mit anderem Zuschnitt). Darum empfehle ich zum Einlesen die entsprechende Passage auf Wikipedia. Ansonsten fand ich Jason Zinomans Aufschlag in der New York Times lesenswert, und auch Sarandos’ letzte Äußerung im Hollywood Reporter, wo er mal eben von seiner „Kunst hat keine Auswirkung auf die Realität“-Haltung umschwenkt auf die gegenteilige: „[S]torytelling causes change in the world, sometimes hugely positive and sometimes negative.“
Dann war da noch das Datenleak interner Netflix-Zahlen, das zeigte, dass sich die horrenden Investitionen (z. B. 20 Millionen Dollar für The Closer) für den Streamingdienst gar nicht so sehr auszahlen. Es könnte also sein, dass Netflix das übermäßige Stand-up-Angebot zurückschraubt, wie, hoppla, schon vor zwei Jahren angekündigt.
- Carolin Kebekus hat ein Buch geschrieben, zu diesem Anlass wird sie in der Süddeutschen Zeitung ausführlich porträtiert. Ich finde, der Artikel schafft sich sein Drama ein bisschen zu sehr selbst, indem er Kebekus, weil prominenteste, darum eben auch zur besten Komödiantin des Landes hochstilisiert. Interessante Einblicke gibts trotzdem nicht wenige, vor allem wenn gegen Ende des Artikels auch noch Anke Engelke auftaucht.
- Der türkische Präsident Erdoğan im Kleid küsst den damaligen US-Präsidenten Obama, daneben der Text: „Wirst Du das Eigentum an Syrien in meinem Namen eintragen lassen, mein lieber Ehemann?“ Diese und eine weitere auf Facebook gepostete Karikatur brachten einem Mann in der Türkei ein Jahr Gefängnis ein. Nun ist er damit bis vor den Europäischen Menschenrechtsgerichtsfhof in Straßburg gezogen – und hat gewonnen, wie die Tagesschau berichtet.
- Erinnert sich noch jemand an das James Blast Orchestra a.k.a. J.B.O.? Na, ich, jedenfalls, tue das. Und erfahre freudig, dass die humorige Band für das kommende Frühjahr ein neues Album angekündigt hat.
- Die ARD hat eine große Programmreform für 2022 vorgestellt, die dem Senderverbund ein jüngeres Publikum verschaffen soll. Geplant ist laut SZ: ein neues Talkformat und Comedy am Freitagabend. Als Kampfansage an das ZDF (wo u.a. Markus Lanz und die heute show laufen) will man das nicht verstanden wissen. Ohnehin spiele lineare Programmierung heute keine so große Rolle mehr. Im Fall der Talkshows ist das sicherlich nicht so: Über die Sendung des Vorabends wird ja nur am jeweils nächsten Tag geredet. Was Comedy angeht, heißt es: abwarten. Die Sendung für den geplanten Freitagsslot existiert noch überhaupt nicht.
- Der australische Musik-Comedian Tim Minchin ist nach 10 Jahre Pause zurück und erklärt sich im Guardian. Schöne Stelle: „There is a reason why famous people are often screwed up: it’s not that wankers become famous, it’s that fame makes you a wanker.“
Schautipp: Der lustige Film
2009 veranstaltete das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung (IKKM) in Weimar die Vorlesung „Der lustige Film“. Von Chaplins City Lights bis zu The Big Lebowski widmen sich zwei Dozenten in jeweils einstündigen Vorträgen 14 bedeutenden Werken der Filmgeschichte. Die Videos zur Vorlesung stehen online – eine absolute Perle nicht nur für Filmfans. Hier geht’s zur Übersicht.
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