In seiner Heimat Aachen gibt sich Khalid Bounouar als gut gekleideter Comedian in Crooner-Optik. Anzug und Einstecktuch treffen aber keine Aussage, wirken also trotz der Mühe – und trotz der Respektsbekundung gegenüber dem Publikum, die so ein Outfit immerhin auch bedeutet – etwas beliebig. Überhaupt haftet dieses Label Showtime ein bisschen an, denn Bounouar bietet keine zusammenhängende Show, sondern unterbricht sich mit kurzen Einspielern immer wieder selbst. Dabei sieht man Comedian und Cutter im Schneideraum sitzen und das Material kommentieren.
Gegen Ende häufen sich diese Unterbrechungen; Showtime, mit dem Bounouar einige Monate auf Tour war, von dem man also vermuten könnte, dass es sich um ein funktionierendes Programm handelt, wird so mehr und mehr zur Clipshow. Es bleibt unverständlich, warum nicht einfach die Show als Special veröffentlicht wird. Außerdem enthalten die gespielten Szenen im Schneideraum überflüssig viel Comedygeflexe („Dafür kannst du richtig Ärger bekommen!“, meine Güte) oder Witzbeglaubigungen („Weils halt wahr ist!“) – etwas, was ein Comedian ja eigentlich im Set selbst erledigen sollte.
Die Konzeption des Specials als Clipshow lenkt den Blick davon ab, dass Bounouar an sich ein paar feine Beobachtungen und Ideen im Gepäck hat, etwa wenn er über den einen Freund in jedem Freundeskreis spricht, der immer nur so viel Sprit in sein Auto tankt, wie er im Moment braucht. Oder wenn der typische AfD-Wähler ganz nebenbei natürlich einen Ayran trinkt, während er Menschen aus Familien mit Einwanderungsgeschichte abschieben möchte. Treffend auch die Beobachtung, dass hinter allen Medienereignissen immer ein Meeting von Spindoktoren und politischen Beratern steht. Überhaupt bedient Bounouar zwar gewisse Erwartungen an Ethno-Comedy, unterläuft sie aber gleichzeitig, weil sich in seiner Person auch permanent vermeintlich migrantische mit vermeintlich urdeutschen Elementen mischen.
Offene Türen rennt dagegen eine längere Passage über die Dummheit der AfD ein, vor allem macht sich Bounouar über den damaligen (2018) AfD-Politiker André Poggenburg lustig, weil der oft irrationale und dumme Dinge sagt. Wie könnte irgendjemand widersprechen? Jedoch ist dies ein sinnloses Anrennen, denn dass sich AfD-Politiker selbst widersprechen, kann jeder erkennen, der es erkennen will. Mitunter wird diese Partei sogar genau deswegen gewählt, mitunter sogar von Menschen mit Migrationshintergrund. Bounouar beleuchtet diese merkwürdige Gemengelage aber nicht und bleibt allein auf der Ebene der persönlichen Bloßstellung stehen. Man traut ihm zu, dass da mehr möglich gewesen wäre.
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