Alle Artikel mit dem Schlagwort: Moritz Neumeier

Der Comedy-Newsletter von Setup/Punchline: News über Stand-up, Comedy und Kabarett

Humorkrise / Jonas Imam / Freddi Gralle

Phantomscherz. FDP-Chef Christian Lindner entschuldigte sich, weil er den Honorarkonsul von Weißrussland ohne Mundschutz umarmte. Der Journalist Alex Feuerherdt entschuldigte sich dafür, dass er an einem rein mit Männern besetzten Podium teilgenommen hat. Und der Comedian Moritz Neumeier entschuldigte sich für einen Dickpic-Witz in der ZDF-Serie Homies. Die Lehre daraus: Menschen können sich entschuldigen! Trotzig auf Empörung zu reagieren, ist nicht die einzige Möglichkeit. Umgekehrt ist übrigens auch Empörung nicht der einzige Modus, um auf Fehltritte zu reagieren. Beim ZDF hält man es offenbar für eine tolle Idee, Dickpics zu versenden – so las ich das auf Twitter. Nein, hält man sicher nicht. Nicht hinter jedem Aufreger steht ein Schnurrbart-zwirbelnder Bösewicht, der sich fragt, wie man eine maximal große Anzahl an Menschen verletzen könnte. Wahrscheinlich war es halt Unbedachtheit. Das soll nichts beschönigen. Aber man kann es Menschen schon auch mal zugestehen, dass sie Fehler machen, bereuen und daraus lernen. Natürlich können Männer Witze über Dickpics machen, ohne dass das frauenfeindlich ist. Man muss halt nuancierter dabei vorgehen als bei einem Witz über, sagen wir, …

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Serdar Somuncu / Meg Stalter / The Structure of Stand-up

Nicht gewaschen ist der Pimmel. Alles alles stinkt zum Himmel. Kein Comedian, kein Youtube-Clip, kein Witz hat mich in jüngster Zeit so zum Lachen gebracht wie dieser kleine Reim. Er stammt von Rammstein-Sänger Till Lindemann und steht, das ist kein Witz, genau so in einem Lindemann-Gedichtband, der vergangene Woche erschienen ist. Das Lustige daran ist, dass Dichter, Herausgeber und Verleger, immerhin erwachsene Männer, das nicht etwa ironisch sehen (ein ironischer Pimmelwitz wäre 2020 eh auch fad), sondern offenbar für große Kunst halten. Dabei könnte man es bewenden lassen, enthielte der Band nicht auch ein Gedicht (?) über die Vergewaltigung einer sedierten Person. Viele fanden das ekelhaft, auch ich. Der Verleger verstand die Aufregung nicht. Andere sahen die Kunstfreiheit bedroht. Muss man ja noch dichten dürfen! Und auf Twitter verwies jemand darauf, dass ja auch Goethe schon unpassende und sexistische Lyrik abgeliefert hatte. Nun sind Widerspruch, Empörung oder Kritik an einer Sache nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch, diese Sache auch zu verbieten. Man kann heute viel mehr sagen als jemals zuvor. Ob man es zwingend muss, …