- Im Februar finden wieder die (englischsprachigen) Shows zur Verleihung des Berlin New Stand-up Awards statt.
- Nichts gegen Crowdwork, aber die Schwemme an erzwungenen und wenig lustigen Publikumsinteraktion, die uns Comedians über Instagram und Tiktok meinen bescheren zu müssen, kann mitunter doch etwas nerven. Hershal Pandaya hat bei Vulture einige Clips aus der letzten Zeit zusammengetragen, in denen sich Comedians kritisch mit dem Trend auseinandersetzen.
- Eine der erfolgreichsten deutschen Filmkomödien aller Zeiten, Bully Herbigs Schuh des Manitou, bekommt eine Fortsetzung. Schon jetzt widmen sich einige Artikel bange der Frage, wie sich der doch recht angestaubte Humor von 2001 wohl in die Jetztzeit übertragen lässt. Ich würde Herbig auf jeden Fall wünschen, dass er mit der Fortsetzung zumindest ein paar Wagnisse eingeht. Auffällig fand ich, dass das Vorhaben weltweit in der Presse Beachtung fand, wie hier im Hollywood Reporter.
- Der NDR porträtiert das Hamburger Open-Mic Schnack Stand-up von Lennart Wawro und Laura Prien und damit natürlich auch ein wenig die Stand-up-Szene. Prien verdanken wir dabei die schöne Charakterisierung des Scheiterns auf der Bühne, das passiert, wenn Comedians zu sehr “Insider mit sich selbst” erzählen.
- “I should have been fired maybe 150 times in Las Vegas. I was only fired 130 times”, sagte die US-Stand-up-Legende Shecky Greene einmal. Ende des Jahres ist Greene im Alter von 97 Jahren gestorben. Hier gibt’s einen kleinen Nachruf bei Chortle.
BIT-EMPFEHLUNG: Jürgen von der Lippe: Rache (1987)
Anekdote über himmelschreiendes Unrecht, das JvdL als kleinen Jungen ereilt – und die archaische Rache, die er daraufhin anstrebt. An sich kunstfertig und spannungsreich erzählt, allerdings auch fast Wort für Wort von US-Comedian Bill Cosbys Nummer Revenge von 1967 übernommen und übersetzt. Von der Lippe ist kein schlechter Entertainer, insofern lehrreich zu hören, wo er vom Original abweicht.
- “Ich glaube nach wie vor daran, dass wir in einem sehr reichen, wohlhabenden Land leben und dass es eigentlich möglich sein muss, dass wir als Menschen wieder normal zusammenleben können”, sagt der Kabarettist Henning Ruwe im Gespräch mit dem Portal Meetingpoint Brandenburg. Er merke bei Kabarettabenden die Sehnsucht der Leute zu lachen. Interessant. Sonst nehmen Kabarettisten ja eher für sich in Anspruch, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen, anstatt sie befrieden zu wollen. Wenn das der Dieter Hildebrandt wüsste.
- Comedian-turned-fragwürdiger-Podcastgigant Joe Rogan hat ein Ökosystem an Clubs und Comedians um sich geschaffen und einigen Mitgliedern seiner Gefolgschaft zu Geld und Berühmtheit verholfen. Und Stand-up somit ruiniert, findet man beim Youtube-Kanal Podcast Cringe.
- “Comedians are like rats: we survive any disaster and are the first to emerge from tragedy”, sagt der absurde Comedian Vasyl Byduck in einem Economist-Porträt der Stand-up-Szene in der Ukraine.
- “Ich glaube, dass es bis heute das Problem gibt, dass [das Thema] belächelt wird”, Medien berichteten wenig, obwohl sich so viele Menschen dafür interessieren. Es fehle an fachlicher Auseinandersetzung und am Zugang zur Szene. Über all das geht es in einem Beitrag beim Deutschlandfunk, der sich nicht mit Comedy oder Stand-up, sondern mit dem Schlager beschäftigt. Allen empfohlen, die Freude am gepflegten Déjà-vu haben. Meiner Meinung nach fremdelt übrigens nicht nur der Journalismus mit Stand-up-Comedy, sondern die Stand-up-Comedy auch mit sich selbst. Man muss sich nur mal ansehen, wie lust- und einfallslos Pressetexte von Comedians oder etwa die Showbeschreibungen auf Netflix formuliert sind. Wenn das Business selbst schon Probleme damit hat, halbwegs originell über sich selbst zu sprechen – ja, wie soll sich denn jemals Lust auf mehr vermitteln?
Lesetipp: Michael Che’s Weird Fixation
Jack Allison ist relativ unbekannter US-amerikanischer Comedyautor, der mal für eine Late-Night-Show geschrieben hat. In diesem Artikel von 2020 erzählt er die Geschichte, wie er einmal die Sketchshow Saturday Night Live kritisierte und damit den Zorn des Chefautors Michael Che auf sich zog. Ein Einblick in die unfassbare Kleingeistigkeit des Buddy-tums in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Hier geht’s zum Artikel
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