Comedy-Presseschau vom 27.01.22

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • Das Erste hat stolz Das Begräbnis angekündigt, eine Impro-Comedyserie um einen Handwerkersohn, der nach dem Tod des Vaters Familie, Betrieb und Erbschaft zusammenhalten möchte. Nach Ansicht der ersten beiden Folge muss ich sagen: Puh. Das Ensemble liest sich hochkarätig (u.a. Charly Hübner, Devid Striesow), improvisiert aber mit dem Holzhammer und mit Figurenzeichnungen wie beim Krimidinner. Wie schon vergangenes Jahr mit der Hörspielverfilmung Kranitz beweist das Erste, dass es bislang kein glückliches Händchen für Impro hat.

SPECIAL-EMPFEHLUNG: Ted Alexandro – The Lost Album (2021)

Der US-Comedian Ted Alexandro hat die Pandemiezeit genutzt, um altes, nie veröffentlichtes Material zu sichten und als The Lost Album herauszugeben. Das Bit über Gay Rights ist der Beweis, dass man Witze über Wokeness machen kann, ohne sexistisch oder homophob werden zu müssen. Dazu gibt’s Bescheuert-Albernes (Olympics) und gerechte (und lustige) Empörung über den einmal wegen Drogenkonsums in Ungnade gefallenen Schwimmer Michael Phelps.

  • Louie Anderson ist gestorben. Der Comedian, der auch mit fast 70 noch an einen dicken Jungen mit Steinschleuder erinnerte, ist in Deutschland eher als Schauspieler aus Der Prinz aus Zamunda bekannt. Als Comedian stirbt mit ihm auch ein Stück des Comedybooms der 1980er. Andersons’s Stand-up wirkt thematisch heute ein wenig altbacken, hat aber originelle Jokes, eine überzeugende Perspektive und herzallerliebst Act-outs all seiner Familienmitglieder zu bieten. Definitiv eine kleine Youtube-Suche wert. Jason Zinoman liefert in der NY Times einen einordnenden Nachruf.
  • Gut 300 Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen und Angestellte aus dem Gesundheitswesen haben sich in einem offenen Brief bei Spotify über die misinformation im Podcast von Comedian Joe Rogan beschwert: “As scientists, we face backlash and resistance as the public grows to distrust our research and expertise. As educators and science communicators, we are tasked with repairing the public’s damaged understanding of science and medicine. As physicians, we bear the arduous weight of a pandemic that has stretched our medical systems to their limits and only stands to be exacerbated by the anti-vaccination sentiment woven into this and other episodes of Rogan’s podcast.”

Schautipp: Mike Birbiglia’s Stand-up

Kleine Erkundung von Mike Birbiglias stark von Storytelling geprägtem Stand-up-Stil. Der Titel (Why M.B.’s Stand-up Feels Cinematic) ist etwas irreführend: Gemeint ist eher “empathisch” als “cinematisch”, eher “tief” oder “trotzdem lustig, obwohl der nicht Witz an Witz reiht”. Hier geht’s zum Video

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