- In München hat Comedian Michael Mittermeier den Lucky Punch Comedyclub eröffnet. Mittlerweile finden dort an sechs Tagen die Woche Shows statt. Ich bin gespannt, ob es dem Projekt gelingt, Bindeglied zwischen lokalen Shows und Scheinwerfer-Comedy-Business zu sein.
- Seit Anfang des Monats ist beim ZDF eine neue Staffel des Chaos Comedy Clubs zus ehen.
- Am morgigen Samstag begegnet sich die Comedybranche, nämlich beim 4. Cologne Comedy Connector. Regisseurin Alice Gruia berichtet etwa von ihren Erfahrungen bei der Produktion von Lu von Loser, Luksan Wunder sprechen über Audiocomedy und ein Panel widmet sich den Schwierigkeiten beim Dreh von Live-Stand-up. Wer spontan ist: Hier gehts zu Programm und Anmeldung.
- Peer Schader hat bei DWDL Dieter Nuhrs Sendung mal einer eingehenden (wirklich: eingehenden) Analyse unterzogen. Die Überschrift kondensiert die Ergebnisse: Dieter Nuhr und die Angst vorm gesellschaftlichen Wandel.
- Der US-Comedian Hassan Minhaj gab vor ein paar Monaten zu, dass er sich Dinge in seinen Specials lediglich ausgedacht hatte. Darüber gabs ziemlich viel Aufregung und Berichterstattung, ich empfehle den Text aus der New York Times. Wir lernen daraus: Comedy ist halt nicht Wahrheit. Truth in comedy meint eher Wahrhaftigkeit. Und: „just joking“ ist als Verteidigung nur bei rechtslibertären Whackos gesellschaftlich akzeptiert. (Ich vermute, weil die amerikanische wie auch die deutsche Gesellschaft sich eher für rechtslibertäre Whackos erwärmen kann als für liberale Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Aber das ist nun wirklich bloß eine Vermutung.)
SPECIAL-EMPFEHLUNG: Todd Barry: From Heaven (2008)
Der New Yorker Comedian Barry hat kürzlich ein neues Special veröffentlicht. Schön! Aber noch schöner sind seine älteren wie etwa From Heaven. Man möchte nach dem Anhören sofort zum Open-Mic gehen und die Comedians dort komödiantisch herausfordern.
- „ChatGPT, schreib mal einen guten Witz!“ So funktioniert das natürlich nicht. Aber das heißt nicht, dass Künstliche Intelligenz in kreativer Arbeit außen vor wäre. Der Comedian und Autor Thomas Kornmaier hat auf seiner HomepageKI-Tools und -Tutorials zusammengestellt, die „gegenwärtig von Autor:innen und Produktionsfirmen eingesetzt werden“.
- Ein Artikel, der schon oft geschrieben wurde, wohl aber noch nicht oft genug: How the comedy industry uses humour to abuse and silence women. Möglicherweise, hält die Medienwissenschaftlerin Ellie Tomsett fest, wird Comedy nicht nur toxisch eingesetzt, sondern hat selbst einen Systemfehler: „The interactions baked into the live comedy industry (both on and off stage) make it simultaneously easier for those in power (mostly men) to obscure sexually aggressive behaviour and misogyny, and harder for women to speak up against it.“
- Siehe dazu auch diesen Artikel bei 54Books über die „Tradition […], die aus der (vermeintlichen) Abwesenheit von Frauen im Kanon der Humorschaffenden auf deren natürlichen Mangel an komischem Talent schließt“. Die Autor:innen nehmen darin auch gute Differenzierungen vor wie etwa die, weibliche nicht mit feministischer Komik gleichzusetzen.
- Das US-Portal Vulture bringt gerne Toplisten über Comedians. Comedian Nate Fernald parodiert das im Namen aller mittelalten Künstler:innen, deren Karrieren festzustecken scheinen.
Lesetipp: Harald Schmidts letztes Programm
Harald Schmidt fällt heute vor allem dadurch auf, dass er in Interviews verlässlich eine Melange aus Lustigem/Sinnigem/Kryptischem und Aufregerhaftem liefert, wofür ihn die Feuilletons lieben. Aus dem Blick gerät oft, dass Schmidt ja einmal ein kunstfertiger Bühnenarbeiter war. Der Autor Frank Schlage hat sich Schmidts letztes Programm Schmidtgift von 1992 angesehen. Hier gehts zum Artikel.
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