Comedy-Presseschau vom 17.06.21

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • Derzeit geht ein irritierendes Video herum, das zeigt, wie Jon Stewart, die US-Late-Night-Legende der 2000er Jahre, in der Show von Stephen Colbert die krude These von Ursprung des Coronavirus in einem chinesischen Labor propagiert. Ist das nun ein Metawitz, dessen Punchline noch kommt? Oder ist es ein realer Ausblick auf Stewarts neue Show, die eventuell keine gar so treffende Satire wie früher beinhalten wird?
  • Karikaturen und Cartoons in journalistischen Medien: In Deutschland bedeutet das meist, dass Merkel/Macron/Biden etc. als Kuckuck aus einer Uhr schießen und Politiker Pluderhosen tragen, auf denen „Spendierhosen“ steht. Kurz: Es ist ein Trauerspiel. Nicht so in den USA, wo das editorial cartooningsogar über eine eigene Kategorie beim Pulitzerpreis verfügt. Aufregung gibts jetzt, weil dieses Jahr kein Gewinner benannt wurde. Das kommt wegen der Vergabebedingungen des Preises schon mal vor (und ist es auch schon in der Vergangenheit). US-Cartoonisten beklagen sich trotzdem über die Geringschätzung ihrer Kunst.
  • Vor zwei Wochen hatte ich mich etwas skeptisch gezeigt, angesichts der Lobhudeleien für Bo Burnhams Special Inside. Nichts gegen das Special, inzwischen habe ich Inside auch gesehen, finde es faszinierend und und will auch unbedingt noch etwas Längeres dazu schreiben – nur wundere ich mich jetzt noch mehr über manche Rezensionen. Mein Tipp: Wolfgang M. Schmitt verzichtet in seiner Analyse auf das in der Burnham-Rezeption weit verbreiteten Psychologisieren und sieht als Ideologiekritiker und Influencer-Experte meiner Meinung nach klarer als andere Kritiker:innen. Und der Comedian Michael Kandel beschreibt seine Schwierigkeiten mit dem ewigen Spiel der Metaebenen.
  • Die Süddeutsche Zeitung war bei der neuen Show von Josef Hader und fand’s gut.
  • Comic (i.e. male) fragility: Der britische Comedian Nick Dixon beklagt sich, weil er angeblich einen Gig nicht bekommen hat, da er ein heterosexueller weißer Mann sei. Begonnen hatte alles mit der Antwort eines Comedyclubs an einen Dixonfan, der den Comedian empfohlen hatte: „I kind of have a million billion really good white, straight able-bodied male comedians that I can call on. I’m trying to find more of the opposite.“ Man wolle auch Stimmen auf der Bühne haben, die es sonst schwerer hätten, gehört zu werden, schrieb der Clubbesitzer. Dass das mit Dixon nun ausgerechnet ein Comedian bemäkelt, der sich nicht gerade über mangelnde stage oder sogar screen time beklagen kann, ist ziemlich blind für die eigene Position in der Welt.

Schautipp: The Movies

Serie The Movies in der ARD-Mediathek

Fast unbemerkt hat sich die Dokuserie The MoviesDie Geschichte Hollywoods in die ARD-Mediathek geschlichen. In zwölf Folgen befasst sich die Doku mit der Entwicklung des US-amerikanischen Films, und damit natürlich auch damit, was uns heute Film überhaupt bedeutet.

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