Sardonismus

Spöttisches, herablassendes, grimmiges Wesen von Äußerungen und Handlungen. Geht tatsächlich auf die heute italienische Insel Sardinien zurück; das regionale Adjektiv lautete entsprechend sardonico (heute: sardisch).

Der russische Philologe Wladimir Propp lieferte in Theorie und Geschichte der Folklore (1984 posthum erschienen) einen Erklärungsversuch: Bei den altertümlichen Bewohnern der Insel Sardinien sei es gebräuchlich gewesen, alte Menschen zu töten. Dies sei mit einem Lachen einhergegangen, das den Mord als solchen aufheben und den Fokus auf Schöpfung und Neugeburt (als auf Zerstörung) legen sollte. Im Laufe der Zeit ist der positive Aspekt des sardonischen Lachens offenbar verblichen. Der grimmige blieb bestehen

Ein sehr früher Beleg für das sardonische Lachen findet sich in Homers Odyssee. Als Odysseus nach langer Odyssee als Bettler verkleidet in seine Heimat zurückkehrt, wirft jemand einen Kuhfuß nach ihm. Der Held weicht aus und verbirgt “wahrlich sehr sardonisch” seinen Zorn bzw. wahlweise übersetzt “mit schrecklichem Lächeln” (bei Johann Heinrich Voß) oder “mit einem gräßlichen Lächeln” (bei Gustav Schwab).

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Synonyms: sardonisch

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