Engl. für „erster Comedy-Boom“; Bezeichnung für eine Phase der Geschichte der US-amerikanischen Stand-up-Comedy und Fernsehcomedy, die weitreichende Auswirkungen auf Comedy an vielen Orten weltweit hatte. Der erste Comedy-Boom begann in den 1970er Jahren, als Stand-up-Comedy zu einer legitimen Kunstform wurde. Aus wenigen Comedyclubs in den USA, vornehmlich an den Küsten, wurden im Laufe der 1980er Jahre Hunderte. Mehr als 300 neue Clubs entstanden landesweit. In den Comedyclub zu gehen, wurde zur coolen Abendunterhaltung. Comedy wurde zum „Rock’n’Roll of the 80s“, wie Caroline Hirsch, Besitzerin des New Yorker Clubs Carolines, es ausdrückte.
Die Expansion brachte neue Formen der Stand-up-Comedy hervor, einschließlich einer Explosion von Sitcoms, Late-Night-Talk-Shows und Varieté-Shows mit Comedians. Etablierte Künstler wie George Carlin und Robin Williams erlebten anhaltenden Erfolg, während neue Comedians wie Whoopi Goldberg, Sam Kinison, Eddie Murphy, Andrew „Dice“ Clay oder Roseanne Barr große Zuschauergruppen fanden. Eine zentrale Rolle bei der großflächigen Verbreitung von Stand-up spielte das Fernsehen: Der Privatsender A&E startete die Stand-up-Show An Evening at the Improv, HBO strahlte regelmäßige Comedy-Specials aus, und der Musiksender MTV launchte die Half-Hour Comedy Hour, der Sender Comedy Central wurde 1991 gegründet. Das „Just for Laughs“-Festival im kanadischen Montreal wurde zum Überbietungswettbewerb der Manager und Agenten. Schon Comedians mit wenigen Minuten tragfähigem Material wurden Deals in sechsstelliger Höhe angeboten.
Auf den Club-Boom und den Show-Boom folgte als nächste Phase der Sitcom-Boom der 1990er Jahre. Inspiriert von Bill Cosbys wahnsinnige erfolgreicher Cosby Show (1984), die direkt aus seinen Bühnenroutinen über das Familienleben entwickelt wurde, versuchten die Senderverantwortlichen, dieses Modell zu kopieren. Mit Erfolg: Die Methode bescherte uns etwa Serien wie Seinfeld, Roseanne oder Home Improvement (dt. Hör mal, wer da hämmert). Bis zu den frühen 90ern legte fast jeder Sender in den USA jährlich ein oder mehrere Stand-up-Sitcoms auf. 1995 hatten alle großen Sender mindestens eine Show mit einem Comedian im Zentrum. ABC füllte sieben seiner fünfzehn Sitcom-Plätze mit Stand-up-Shows.
Der unglaubliche Erfolg führte dazu, dass sich Menschen permanent mit Comedy auseinandergesetzt sahen, und damit eben auch viel schlechter Comedy. Nicht zu unrecht gelten die 1980er Jahre heute auch als Entstehungszeit des hack, also der einfallslosen Comedy. Solche gab es natürlich zu allen Zeiten, aber die spezielle Konstellation des ersten Comedybooms (Hunderte neue Bühnen müssen erst einmal mit Künstler:innen gefüllt werden) bedingte es, dass der hack comic in besonderer Weise als Symbolfigur des ersten Comedy-Booms gelten kann. Stephen Holden konstatierte 1992 in der New York Times: „Although the comedy boom hasn’t exactly gone bust, the bubble has burst.“ Die Blase war zu groß, das Interesse schwand und zahlreiche Clubs mussten wieder schließen. Der Boom hinterließ verbrannte Erde, die zum fruchtbaren Boden für alternative comedy, auch Alt-Comedy, werden sollte: Künstler:innen wie Marc Maron, David Cross oder Janeane Garofalo machten mehr persönliche, gar intime Comedy, die dann aufgrund des Clubsterbens an ungewöhnlichen Orten wie Buchläden oder Cafés stattfand.
Die Ursachen waren vielfältig. Holden nennt etwa die Übersättigung des Fernsehprogramms mit Comedy in Verbindung mit der wirtschaftlichen Rezession der späten 1980ern. Künstler wie Tom Arnold und Andrew Dice Clay waren 1998 schon bei ihren zweiten gescheiterten Sitcoms angelangt. Dem Publikum reichte es langsam mit den nur selten gelungenen Shows. Als letzte große Sitcom-Erfolgsgeschichte des ersten Comedy-Booms kann vielleicht The King of Queens (1998) um Comedian Kevin James gelten, danach endete die Ära der Stand-up-Sitcoms durch die aufkommende Single-Camera-Comedy-Revolution. Comedian-Sitcoms wie Seinfeld wurden traditionell mit vielen Kameras gleichzeitig vor Studiopublikum aufgezeichnet, was die Kosten niedrig hielt, aber auch auf die Dauer künstlerisch altbacken bis fad aussah. Serien wie Malcolm in the Middle (2000) oder Scrubs (2001) setzten dann auf die single camera, um näher an der Filmästhetik agieren zu können und nicht mehr so sehr von den laugh tracks abhängig oder so stark an die Studiobühne gebunden zu sein.