Die gute Zeit ist der Titel der Show von Maxi Gstettenbauer, die auf Tour etwa 30.000 Menschen gesehen haben, und die er abschließend im persönlichen Setting des Münchner Lucky Punch Comedy Clubs vor nur 200 Zuschauern aufzeichnen ließ. Wiederholt nimmt der Künstler Bezug auf die gute Zeit, ein richtiges überspannendes Thema oder ein Erzählbogen wird allerdings nicht daraus.
Gstettenbauer liefert einige sinnige Gedanken über Männlichkeit und das Älterwerden, auch ein älteres Versatzstück darüber, als Erwachsener beim Onlinegaming auf Kinder zu treffen, fügt sich passend ein. Ein Bit über seinen komplizierten Namen ist etwas länglich, eines über die Deutsche Bahn wirkt unterentwickelt. Gstettenbauer versteht es, das Tempo zu variieren und Pausen zu setzen. Als Einflüsse sind etwa der bayerische Comedian Günter Grünwald und Jim Gaffigan erkennbar.
Gstettenbauer wandelt mitunter gerne auf dem schmalen Grat zum Joke, der nicht mehr geht, und er hat auch die Erfahrung, um das überzeugend und kontrolliert zu tun. Kurze Glossierungen seiner Jokes wie „Das sind die Pointen, die mich von den Stadien fernhalten!“ wirken dann aber selbstgefällig, da er – zum Glück, an sich! – nie den Weg des faulen edegelords eingeschlagen hat. Bei einem tatsächlich originellen Hitlerwitz verlässt ihn kurz der Mut und er reflektiert den Witz sofort wieder als Hitlerwitz, womit dieser dann Kraft einbüßt.
Sicher nicht cringe, aber doch irritierend sind dann kleine Sprenkel Weirdness, etwa wenn sich Gstettenbauer, unmotiviert von der aktuellen Erzählung, plötzlich als Absender von Dickpicks inszeniert. Unklar bleibt auch, warum er beim Schauen des Science-Fiction-Films Dune sexuell erregt wird. Diese kleinen Schlenker unterstützen den Vortrag nicht.
Gstettenbauer malt aus, was „gute Zeit“ für ihn konkret bedeutet (Fairness, Anerkennung, Selbstironie in einem möglichst politikfreien Raum) und packt das in ein sorgsam ausgewähltes und treffendes Bild. Der pointenlose Schluss verschnürt aber nicht all das, was in der Stunde vorher immer wieder über gute oder weniger gute Zeiten erzählt oder aufgegriffen wurde. Er bleibt beschreibend und kommt zu keinen näheren Einsichten darüber, warum sich Menschen so oft die gute Zeit eben auch verwehren. Es gibt keine Katharsis oder Einlösung von etwas, das die Show vorher versprochen hätte. Aber das ist nicht als Defizit zu sehen, sondern kann auch als Botschaft gelten: Warte nicht auf ein Happy End, sondern nimm die gute Zeit mit, wo du kannst.
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