Haha, wie lame – ein Witz darüber, dass jemand im Zoomcall keine Hose trägt. Das könnte man gleich zu Beginn von Gecko Risotto denken, dem ersten Special des Comedians Mathias Albus, ohne Schnickschnack 2024 gefilmt im Münchner Lucky Punch Comedy Club. Aber Albus ist kein fauler Künstler. Er verzichtet auf die naheliegendste Punchline und präsentiert stattdessen zwei andere, die man dann eben nicht gleich kommen sieht.
Auch der Rest von Gecko Risotto ist sorgfältig geschrieben. Es gibt keine Längen. Die mitunter auch mal härteren Witze (z. B. über das Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“) sind immer gut austariert, da die Mehrzahl der Witze auf Albus‘ eigene Kosten geht (vgl. „Ich bin kein Fan von Sex“). Ein verspultes Bit über seine Unfähigkeit, eine Bohrmaschine zu bedienen, um ein Bild aufzuhängen, geht wunderbar auf. Denn seine Freundin empfiehlt am Ende, die durch fehlerhafte Bohrlöcher verunstaltete Wand doch mit einem Bild zu überhängen.
Dazwischen gibt es einige München-Anspielungen, auch das ist 2024 noch ungewöhnlich, denn auf urban verortete Comedy hat immer noch Berlin sein Patent angemeldet, Stichworte Kotti, U8 oder Hermannplatz. Dass auch mal der Tierpark Hellabrunn in Comedy vorkommt: Zeit war’s.
Etwas schwächere Passagen gibt’s auch, etwa ein Bit über den Lebensmittelhinweis„Kann Spuren von Nüssen enthalten“, das ein bisschen antiquiert wirkt. Da die Witze und Themen aber in recht schneller Frequenz wechseln, nimmt die Energie der Show nie Schaden. Und interessanterweise fühlt sich die Show trotz der Kürze der Bits nicht beliebig an. Ein Witz findet organisch zum nächsten.
Gecko Risotto ist auch ein modernes Special in dem Sinne, dass Albus einen modernen Comedysprech verwendet. „Das war ziemlich wenig Taschentuch für sehr viel Taubenscheiße“, „für die war das ein normaler Dienstag“. Bei einer verhassten Radtour fährt Albus von einem größeren zu einem kleineren See und kommentiert das so: „Das heißt, ich bin 1000 Höhenmeter geradelt – für weniger See.“ Das sind Formeln und Wendungen, die von Pop- und Memekultur beeinflusst sind und die nach der Jahrtausendwende für Stand-up so bedeutsam wurden. Dieser Sprech wird nicht verwendet, weil er Witze witziger macht oder sie gar ersetzt, sondern weil Menschen eben im Alltag so sprechen. Auf deutschen XXXL-Comedynächten erlebt man diesen Stil naturgemäß selten.
Ach ja, der Name – ein sehr, sehr guter Name tatsächlich, einprägsam und griffig. Es kommen aber weder ein Gecko noch Risotto in der Show vor. Es wäre zu hoffen, dass ein entsprechendes Bit existiert und vielleicht in Zukunft noch verwurstet wird.
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