Comedy-Presseschau vom 18.11.21

(Foto: Museums Victoria on Unsplash)
  • TV Total ist zurück, und zwar mit Comedian Sebastian Puffpaff. Dessen Performance fand ich solide (wie auch der Rezensent bei DWDL), wenngleich das Konzept der funny clip show eher schlecht gealtert ist. Ich fand merkwürdig, mit wie viel Pomp die alten Insignien der Show re-inszeniert wurden, etwa das „Nippel-Brett“ oder die bewegliche Bühne. Einfallslosigkeit ist ja das eine, aber die eigene Einfallslosigkeit auch noch zu zelebrieren, ist befremdlich.
  • Der Kölner Comedian Marvin Hoffmann hat den Nightwash Talent Award 2021 gewonnen. Es lohnt sich, das Finale auf Youtube anzusehen. Bisschen Kritik: Die Sendung ist länger, als sie sein müsste. Vor allem der Zirkus bei der 11 Minuten dauernden Siegerehrung ist jedes Mal überaus cringey. So steigert man weder Spannung noch Bedeutung des Preises, sondern bringt (vermutlich unfreiwillig) Missachtung gegenüber dem Publikum zum Ausdruck.
  • Wie das besser geht, zeigt die BBC, die für die komplette Show zu den New Comedy Awards 2021 nur 45 Minuten benötigt. (Klar, es sind weniger Comedians und es ist immerhin die BBC. Aber Nightwash-Produzent Banijay kommt ja nun auch nicht auf der Brennsuppn dahergeschwommen, wie der Bayer sagt.) Gewonnen hat auf jeden Fall die anarchische Comedienne Anna Thomas, vielleicht vergleichbar mit der US-Amerikanerin Kristen Schaal oder in Deutschland am ehesten mit Shari Litt. Thomas gewann mit herrlich idiotischen Jokes wie „The Duke of York hat 10.000 men, but when I have them I’m a slag, right?“.
  • Die US-Comedians Tim Dillon und Michael Che streiten sich derzeit öffentlich und online. Hat was von einer Rangelei auf dem Schulhof, ist aber ein Kampf zweier Comedymodelle: Che ist als Co-Headautor von Saturday Night Live fest mit der Comedyindustrie verbandelt. Dillon hat sich (auch mit fragwürdigen Inhalten) und seinem Podcast als unabhängiger Plattform eine große Followerschaft erarbeitet. Dass hier ein Graben existiert, werden wir in Zukunft wahrscheinlicher noch häufiger erfahren.
  • „Imagine if you were assaulted at work and your attacker was not only not fired, but given martyr status, treated like a misunderstood hero, given some paid time off, and then welcomed back with open arms.“ Die US-Comedienne Susanna Lee auf Medium mit einem wieder einmal erschreckenden Einblick in die Erfahrungen von Frauen in der Stand-up-Welt.
  • Helge Schneider und der Filmemacher Alexander Kluge haben aus Videokonferenzen während der Pandemie den Film Pandemisches Geflüster gemacht. Grotesk, verwirrend und wunderschön. Die SZ rezensiert bzw. ist auch verwirrt.

Schautipp: Kunstlied-Interpretationen

Endlich mal was Albernes: Der Komponist Moritz Eggert sammelt auf seinem Blog die „schlechtesten Kunstlied-Interpretationen aller Zeiten“ und versieht sie mit falschen Untertiteln. Ein bekanntes Konzept, das hier aber besonders gut funktioniert.

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