Die rote Ziegelmauer (Englisch: brick wall) ist neben dem Mikrofon (plus Ständer) gleichermaßen Symbol und Klischee für die Kunstform Stand-up. Einen Sachgrund gibt hierfür nicht: Stand-up funktioniert vor Ziegeln genauso gut (oder schlecht) wie vor Zement oder etwa einem schwarzen Vorhang.
Eine mögliche Erklärung dafür, dass sich die Ziegelwand als Symbol durchgesetzt hat, ist, dass Stand-up in seinen Anfangstagen häufig in Kombination mit roten Ziegel zu erleben war – schließlich fand sie meist in engen Kellerräumen oder -bars statt. Es scheint denkbar, dass es so zu einer Gewöhnung beim Publikum und Bedeutungsübertragung kam.
Das hungry i, ein berühmter Comedyclub in San Francisco, der 1949 oder 1950 gegründet wurde, soll laut Zeitzeugen einer der ersten Clubs mit Ziegelmauer gewesen sein. Die US-amerikanische Clubkette The Improvisation (kurz und eher bekannt als: Improv) verweist darauf, dass auch das erste Improv, das 1963 in New York gegründet wurde, eine brick wall hatte, per Zufall, weil der Gründer Budd Friedman keine Ahnung vom Verputzen gehabt haben soll. Die Ziegelmauer wurde dann zum Markenzeichen der Improv-Clubs.
Die Ziegelwand hat trotz aller Zufälligkeit auch eine starke metaphorische Qualität. So sehen manche Comedians darin ein Symbol des Stoffes, dessen sie sich annehmen können: die großen Klötze (Politik, Liebe, Kapitalismus etc.) oder den Mörtel des Alltags, der alles zusammenhält. Der Comedian Paul Salamone hat auf die Ähnlichkeit der Ziegelwand mit dem Handwerk hingewiesen: Das “Ziegelbrennen” sei die grundlegendste Fähigkeit von Comedians. Witze seien, wie Ziegel, aus sehr einfachen Materialien gemacht, nämlich der alltäglichen menschlichen Erfahrung. Anschließend müssten sie in den Brennöfen der Open-Mics, unter der “flammenden Hitze eines kritischen Publikums” gebrannt werden. “Sobald sie fertig sind, können sie jahrelang verwendet werden und Menschen überall Freude verschaffen.”
Synonyms: Ziegelmauer