Aus der Szene für die Szene: München bekommt weiteren Comedyclub

Comedyclub Kauz in München
Comedyclub Kauz in München
(Foto: s/p)

[Update, 22.10.22: Seit einigen Wochen schon finden im Kauz keine Stand-up-Veranstaltungen mehr statt. Möglicherweise war’s also nur ein kurzes Vergnügen, das München da hatte. Eine Anfrage, warum im Moment keine Comedy mehr stattfindet, hat der Kauz unbeantwortet gelassen. Sobald ich mehr erfahren habe, wird es das bei S/P zu lesen geben.]

Nur wenige haben’s gemerkt, noch weniger hätten es für möglich gehalten, aber es stimmt halt doch: München ist nach Berlin die Stadt mit der lebhaftesten Stand-up-Szene in Deutschland. Bis vor der Pandemie gab es hier zeitweise bis zu 20 deutsch- und englischsprachige Shows pro Woche. Während gerade mehr und mehr Veranstaltungen aus dem Winterlockdown zurückkehren, erhält die Szene noch einen zusätzlichen Schub: Mit dem zentral gelegenen Kauz in der Sonnenstraße eröffnet ein Club, der ein besonderes Augenmerk auf Comedy legen will. „Es wird hier jeden Tag Comedy geben“, sagt der Münchner Comedian Freez, der im Kauz die künstlerische Leitung übernommen hat.

Damit bekommt die Stadt neben der Filiale des Quatsch Comedy Club am Ostbahnhof einen zweiten Comedyclub. Allerdings tut sich der QCC schwer, sich für jüngere Comedians und jüngeres Publikum zu öffnen. Richtigen Anschluss an die unübersichtliche lokale Open-Mic-Szene, die sich in den vergangenen Jahren ausgeprägt hat, hat er seit Eröffnung im Januar 2020 nicht gefunden.

„Kauz“ in München: Eine Anlaufstelle für eine chaotische Szene

Der Veranstalter und Comedian Freez möchte die Open-Mic-Szene stärker im öffentlichen Bewusstsein verankern. (Foto: Setup/Punchline)

Der Kauz dagegen möchte dezidiert Anlaufstelle für Comedians und Fans sein. „München hat eine große Szene, aber das weiß niemand außer die Szene selbst“, sagt Freez. „Wenn man nicht zufällig in ein Open-Mic reingestolpert ist, hat man gar nicht mitbekommen, dass das stattfindet.“

Dass die Szene so kleinteilig und dezentral organisiert (in einem Wort: chaotisch) ist, liegt auch an den notorisch strengen Regeln für Veranstaltungen und Gaststätten in Bayern. Gerade München ist eine Stadt, in der im Zweifelsfall die Interessen des einen Nachbarn™, der nachts ruhig schlafen möchte, höher geachtet werden als die einer Subkultur, die gern auch nach 22 Uhr noch stattfinden würde. Ob Konzerte oder Lyriklesungen: Wer in München veranstaltet, bekommt traditionell Probleme mit Polizei und Ordnungsamt.

Wie schwierig es da ist, geeignete Räume zu finden, weiß Freez, der als Comedian auf der Bühne steht und die Reihe Urban Comedy hostet. Da er aber auch Erfahrung als Veranstalter hat und etwa Betriebsleiter in der Registratur war, einem der bekanntesten Münchner Clubs Anfang der 2000er, bekam er unerwartet das Angebot, für den Posten als künstlerischer Leiter im Kauz. Er nutzte die Chance willigte ein – unter der Bedingung, dass er auch Stand-up veranstalten dürfe.

So sieht das Konzept des „Kauz“ aus

Comedybühne im Kauz, am Nachmittag
Auch Partys und Konzerte wird es wie in früheren Indiezeiten im Kauz geben. (Foto: Setup/Punchline)

Das Konzept ist dabei vom Berliner Mad Monkey Room inspiriert und sieht so aus: Sonntags bis donnerstags wird es kostenlose Open-Mics geben. Jeder Tag soll einen eigenen Verantwortlichen aus der Münchner Szene haben, dem Freez aber marketingmäßig unter die Arme greifen will.

Teils wird selbst veranstaltet, teils stellt der Kauz auch nur die Bühne für externe Veranstalter zur Verfügung, wie das im Fall der englischen Showreihe Medium Rare bereits geschehen ist. Freitags und samstags bookt Freez selbst Mixed-Shows oder Solos. Einige Acts, etwa aus Berlin, sind bereits geplant, genauso wie generell auch experimentellere Showformate oder Liveaufzeichnungen von Comedypodcasts. Mit mehreren festinstallierten Kameras können Bits, Sets oder Solos aufgezeichnet und später für die Sozialen Medien verwertet werden.

Ergänzt wird das Programm – war der Kauz schließlich unter dem Namen Cord früher ein beliebter Indieclub – durch DJ-Abende und vereinzelte Konzerte. Für Gäste einer Comedyshow soll der Eintritt zu Partys, die an einem Abend hinterher stattfinden, entfallen.

Freez möchte den Kauz zu einem Treffpunkt für Comedians machen. „Comedians kommen bei mir immer auf die Gästeliste“, sagt er. Außerdem werde es im hinteren Teil des Raums neben der Bar einen Tisch für Comedians geben, die auf ihren Spot warten oder einfach nur abhängen wollen.

Selbst dazu setzen oder auftreten kann sich Freez erst einmal nicht mehr, zu viel müsse jetzt kurzfristig organisiert werden. „Da muss ich jetzt ein paar Monate durch“, sagt er. Gerade finden im Kauz noch sporadisch Shows statt. Ab Mitte April soll der tägliche Rhythmus erreicht werden.

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