Rezension Ricarda Willimann :
Sensationeller als Rilke? Jedenfalls komischer

Von Oliver Jungen
Lesezeit: 4 Min.
Ein angebliches Selbstporträt der Künstlerin Ricarda Willimann, datiert auf 1985
Die letzte Witzgeneration hat sich an der Anderen Bibliothek festgeklebt, um auf einen Knüller aufmerksam zu machen: Sie haben alle dieselbe Mutter. Ihr Name ist Ricarda Willimann. Aber wer ist diese Frau eigentlich?

Das war ja klar. Dass es einen Grund für die ganze Malaise geben muss, für Ottos kotzenden Mops, Karl Dalls Dirndljagd am Kilimandscharo oder Hirschhausens Gesamterscheinung, also für das Trauerspiel deutscher Humor (unter dem Handelsnamen „Titanic“ auch in einfacher Sprache erhältlich). Dass nun ausgerechnet eine Frau alle Schuld auf sich zu nehmen hat, ist wohl ein vergifteter Sieg für den deutschen Feminismus (kein Lustspiel), aber es hilft ja nichts: Es war, wie es war (Erika Fried), und es war – die Willimann. Alles. Auf sie gehen Loriots Lohse-Sketche ebenso zurück wie Georg Kreislers Taubenvergifterlied, die Kichersendung „Der Klügere kippt nach“ sowie sämtliche Witze der Neuen Frankfurter Schule, die ansonsten so dröge geworden wäre wie die alte. Sogar die letale Schwundstufe des Humors, die Comedy, soll Ricarda Willimann ein­geschleppt haben.

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