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Dax Werners Debattenrückspiegel KW50

Liebe Freund:innen,  

dass ich vor diesem Text lange zurückgeschreckt bin, hat einen denkbar einfachen Grund: Kein Genre ist langweiliger und vorhersehbarer als Kolumnen über die Zustände bei der Deutschen Bahn. Wer so etwas veröffentlicht, hat innerlich aufgegeben, weiß, dass da nicht mehr viel kommt, so jemand kommentiert womöglich auch auf Pornovideoseiten mit seinem Klarnamen oder moderiert Morning Shows auf privaten Radiosendern in Nordrhein-Westfalen.  

Und doch muss es heute einmal raus: Es gibt für mich im gesamten Universum nichts Schlimmeres als Zugführer, die lustige oder launige Ansagen in der Bahn machen.

Neulich war es wieder soweit: Ich saß in einem arg verspäteten Regionalzug, als der Lokführer das Mikrofon aktivierte. Es rauschte, geübte Pendler:innen wissen schon, was ihnen nun blüht, wenn diese paar Sekunden Verzögerung zwischen dem Knacken in den Lautsprechern und dem ersten gesprochen Wort vergehen, winken innerlich schon ab: "Weil die tollen neuen Digitalübergänge für 60 Millionen Euro nicht funktionieren, haben wir jetzt schon eine Verspätung von 23 Minuten."  

Was stört mich nun genau daran? Die Brachial-Ironie ist einfach deplatziert, ich spüre ja auch so schon instinktiv, dass der Zug nicht gerade pünktlich unterwegs ist. Außerdem, und das ist vielleicht das Gruseligste, erheitern solche Ausbrüche mit mathematischer Präzision immer exakt 80 Prozent des gesamten Abteils. Sie, die Amüsierten, schauen einen, mich, dann schon während der Audio-Performance des Lokführers erwartungsvoll an, "komm", scheinen sie mich anzuflehen, "solidarisiere dich mit uns in unserem Vergnügen, dass hier und jetzt etwas außerhalb der gewohnten Ordnung stattfindet". "Nein", bedeute ich ihn mit meinen leeren Augen, "ich will nicht zum Komplizen in diesem Schauspiel werden. Dafür habe ich zu viel gesehen, insbesondere in den sozialen Medien, wo die Deutsche Bahn mit Witzen darüber, dass sie ständig zu spät kommt, tausende Likes generiert".  

Ich höre es ja schon, verrauscht wie ein Netflix-Standup-Special über die Lautsprecher im RE7 nach Krefeld: "Aha, daher weht also der Wind Dax Werner: Like-Neid? Würdest wohl auch gern so pointiert formulieren können wie die Accounts der DB-Family auf Instagram." 

Nein, der Grund ist viel trivialer: Ich finde nicht, dass ein Lokführer auch ein Komiker sein sollte, denn Komiker sind ja auch nicht gleichzeitig Lokführer.

So, das musste mal raus wie die S13 aus dem Hauptbahnhof Düsseldorf.  

Euer: Dax Werner




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg