Kabarett

Auf das frz. Cabaret zurückgehende, eingedeutschte Bezeichnung für ein Speise- und Trinklokal mit Bühnenunterhaltung bzw. die in diesem Lokal dargebotene Show, die meist aus verschiedenen Einlagen verschiedenster Kunstformen bestand und von einem Ansager zusammengehalten wurde. Gebräuchlich ist auch der Ausdruck „Nummernrevue“.

Anfang des 19. Jahrhunderts schwappte der Cabaret-Trend von Frankreich ins europäische Ausland und natürlich ins Deutsche Reich, wo er zu einem Kabarett-Boom wurde. Schon 1901 wurden einige Dutzend Spielstätten eröffnet, wie zum Beispiel das Überbrettl in Berlin oder die Elf Scharfrichter in München. („Brettl“ ist eine Koseform von „Kabarett“, die aufgrund der dialektalen Nähe heute in Bayern noch sehr geläufig ist.) Michael Fleischer nennt in Eine Theorie des Kabaretts als Neuerung des Überbrettls im Vergleich zum französischen Cabaret die Einführung der Szene („eine Art Einakter, ein kurzer gespielter Rollentext“).

Weitere bekannte Spielstätten sind der Simplicissimus bzw. Simpl in München (1903 gegründet, mit Frank Wedekind und Joachim Ringelnatz), das Cabaret Fledermaus in Wien (1907, mit Alfred Polgar) oder in Berlin das Schall und Rauch (1919) und das Cabaret Größenwahn (1920). Diese Stätten formten ein alternatives Netzwerk für kleinkünstlerische Darbietungen, abseits der großen Theater- und Opernbühnen. Das Selbstverständnis der Künsterl:innen als kleine, feine Avantgarde kam besonders in den kritischen, satirischen, polemischen Inhalten zum Ausdruck.

Nach starker Zensur im Kaiserreich blühte das Kabarett vor allem in der Weimarer Republik auf: Kurt Tucholsky schrieb, Marlene Dietrich sang, Karl Valentin spielte. Im „Dritten Reich“ kamen viele (vor allem jüdische) Künstler:innen in Konzentrationslager oder wurden getötet.

Nach 1945 folgt erneut eine Blütezeit: Die Besatzungsmächte gestatteten schnell die (Wieder-)Eröffnung der Kabarettbühnen. Wichtig war es den Alliierten, dass dabei pädagogisch vorgegangen wurde und den Deutschen Werte wie Demokratie und Pluralismus nahegebracht wurden. Das führte dazu, dass Politik- und Gesellschaftskritik, die nicht vor dem Moralisieren mit erhobenem Zeigefinger zurückschreckt, zum bestimmenden Paradigma des Kabaretts in Deutschland wurde. Das erste Nachkriegskabarett war 1945 die Schaubude in München. Es folgten, unter anderem, das Kom(m)ödchen (Düsseldorf 1947), Die Stachelschweine (Berlin 1949), Die Schmiere (Frankfurt a.M. 1950), Die kleinen Fische (München 1953) und die Lach- und Schießgesellschaft (München 1955). Bis heute gab es zahlreiche weitere Gründungen. (Alle Jahreszahlen sind Eine Theorie des Kabaretts von Michael Fleischer, Bochum 1989, entnommen.

„Kabarett“ wird bis heute meist synonym mit „politischem Kabarett“ verwendet. Per Bedeutungsverschiebung vom Showformat auf einen einzelne Darbietung innerhalb dieses Formats wurde „Kabarett“ zum Ausdruck für eine eigene Form eines Solokünstlers, dann „Kabarettist:in“ genannt.

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Synonyms: Brettl

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